Piloten!
Heute reisen wir nach Russland, um uns die wirklich formidable IL-10 anzusehen. Dieses Flugzeug ist ein Schlachtflugzeug – groß, langsam und optimiert für den Tiefflug sowie für eine große, Nutzlast aus Bomben.
In den 1930er Jahren stellte die UdSSR der Welt die Polikarpov I-16 vor und bewies sich damit als führende Macht in der Luftfahrttechnologie. Nach dieser frühen Enthüllung fuhr die UdSSR mit der Entwicklung immer leistungsfähigerer und tödlicherer Kampfflugzeuge fort. In der Sowjetunion waren zu dieser Zeit mehrere Visionäre der Luftfahrtentwicklung tätig. Neben Namen wie Polikarpow und Suchoi, die mehrere bahnbrechende Flugzeuge entwarfen, war Sergei Iljuschin ein weiterer einflussreicher Flugzeugbauer.
Sergei Ilyuschin entstammte sehr armen Verhältnissen. Als jüngstes von elf Bauernkindern schien er keiner strahlenden Zukunft entgegenblicken zu können. Er brachte sich selbst das Lesen und Schreiben bei und übte dann verschiedene einfache Berufe in der Region aus. Sein großer Moment kam, als er in die kaiserlich russische Armee einberufen wurde und die Gelegenheit bekam, bei den Fliegern als Mechaniker zu arbeiten. Schließlich qualifizierte er sich als Pilot.
Nach dem Ende seiner Dienstzeit ging er an die Universität und etablierte sich dann in der Branche, wo er das Unternehmen Iljuschin gründete. Das Unternehmen überlebte die kommunistische Ära bis ins moderne Zeitalter und war für den Entwurf und die Entwicklung verschiedenster zivilier und militärischer Flugzeuge während des vergangenen Jahrhunderts verantwortlich. Sergey Ilyushin starb 1977 im hohen Alter von 82 Jahren. Sein Unternehmen ist jedoch bis heute erfolgreich.
Im 2. Weltkrieg war Iljuschin sehr beschäftigt und entwarf für die sowjetischen Streitkräfte eine Menge Flugzeuge. Einer seiner größten Erfolge war die IL-2, bekannt als Sturmovik. Dabei handelte es sich um ein gepanzertes Schlachtflugzeug, das für die Sowjets maßgeblich am Sieg an der Ostfront beteiligt war.
Doch gegen Ende des Krieges schien die IL-2 immer überholter. Angetrieben vom Erfolg des Flugzeugs waren sowohl Iljuschin als auch die sowjetische Befehlsführung voller Eifer, einen Nachfolger zu entwickeln.
Iljuschin begann mit der IL-8, einer Neuentwicklung der IL-2, die leistungsfähigere Motoren und aktualisierte Bauteile aufweisen sollte. Sie wurde jedoch zugunsten der IL-10, einem völlig neuen und modernen Design, auf Eis gelegt. Die IL-10 war ein Ganzmetallflugzeug und verfügte über eine verbesserte aerodynamische Form. Auch der Aufbau wurde stark verbessert, wobei ein vergrößertes Cockpit es dem Schützen ermöglichte, mit dem Rücken zum Piloten zu sitzen, sodass beide Besatzungsmitglieder sicher innerhalb des gepanzerten Bereiches saßen. Das Flugzeug verfügte ebenfalls über ein verbessertes Landungssystem und neue Kühllufteinlässe.
Es war höchst leistungs- und manövrierfähig und wurde anfangs noch als schweres Jagdflugzeug beworben. Mit seiner schweren Bewaffnung und Panzerung hätte es als Abfangjäger für Bomber eingesetzt werden können. Doch die sowjetische Luftwaffe wandte sich gerade von der Verwendung schwerer Angriffsflugzeuge ab, und so wurde das Flugzeug wieder zum Schlachtflugzeug umkonzipiert.
Die IL-10 war groß, stark und gefährlich und erhielt den NATO-Codenamen „Beast“ (das „Biest“). Die Produktion begann Ende 1944, und am Jahresende befanden sich bereits 100 Flugzeuge im Einsatz. Mit einem neuen Programm wurden IL-10s schnell den Regimentern zugeführt und eine große Anzahl nahm gegen Kriegsende an der kurzen Kampagne gegen die Japaner teil.
Das Flugzeug erwies sich als höchst erfolgreich. Es konnte nicht nur wirkungsvoll Angriffe auf Bodenziele fliegen, sondern dank der hohen Geschwindigkeit und Manovrierfähigkeit, der effektiven Panzerung sowie der Positionierung des Schützen auch leicht den Kampf mit verfolgenden Kampfflugzeugen aufnehmen, insbesondere in geringer Höhe.
Dieses Biest von einem Flugzeug machte seinem Namen alle Ehre!
Obwohl der Krieg zuende war, wurde die Produktion der IL-10 auf rasante Art und Weise fortgeführt. Über 5.000 Flugzeuge wurden hergestellt und vertrieben. Einige wurden als Ausbildungsflugzeuge umgebaut, während an anderen Modifikationen und Verbesserungen vorgenommen wurden, um sie noch stärker zu machen. Eine standardmäßige Aufrüstung des Modells mit dem Namen IL-10M wurde entwickelt. Sie bot bessere Panzerung, verbesserte Steuerinstrumente und eine breitere Flügelspannweite.
Mitte der 1950er Jahre hatte das Düsenzeitalter begonnen und das Flugzeug war überholt. Viele wurden unter Lizenz an die Länder des Warschauer Paktes verkauft, womit eine goße Zahl IL-10s in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien in den Dienst gestellt wurde.
Eine große Anzahl wurde auch nach Nordkorea gesandt. Diese IL-10s kamen in den frühen Jahren des Koreakrieges oft und erfolgreich gegen die schwache Flugabwehr Südkoreas zum Einsatz. Mit den im Krieg eingesetzten Kampfflugzeugen der NATO und der USA konnten sie jedoch nicht mithalten und wurden insbesondere am Boden desöfters selbst Ziel von Angriffen. Am Ende des Koreakrieges verblieben trotz weiterer Lieferungen durch die Sowjets nur eine Handvoll in nordkoreanischen Händen.
Die IL-10 war ein extrem leistungsfähiges Flugzeug, doch war wie alle Propellerflugzeuge dem Untergang geweiht. In den 1950er Jahren machte die Düsentriebwerkstechnologie auf der ganzen Welt rapide Fortschritte, und einfache Propellerflugzeuge wurden plötzlich nicht mehr gebraucht. Gegen Ende der 1950er Jahre waren nur noch wenige Flugzeuge im aktiven Einsatz, die bereits als Relikt einer vergangenen Ära angesehen wurden.
Eine Handvoll IL-10s haben bis heute überlebt und können in Museen auf der ganzen Welt bestaunt werden. Eine findet ihr etwa im polnischen Armeemuseum (Link auf Polnisch) in Warschau.
Schwingt euch in diesem sowjetischen Bodenangriffsflugzeug der Stufe VIII in die Lüfte. Versetzt euch in die Zeit zurück, als Propellerflugzeuge sich auf ihrem technischen Höhepunkt befanden und noch nicht vom Düsentriebwerk abgelöst wurden. Ihr seid groß, mächtig und könnt es auch als Bodenangriffsflugzeug locker mit den nervigen Jagdflugzeugen aufnehmen, die euch am Heck hängen.
Haltet euch tief, um nicht erkannt zu werden, aber falls ihr doch gesehen werdet, müsst ihr euch nicht sorgen. Wie bei allen Bombern wird euch die Nutzlast herunterziehen, also werdet sie so schnell los wie möglich. Aber verschwendet sie nicht! Wählt eure Ziele mit Bedacht, denn das könnte einen großen Unterschied für die Lufthoheit eures Teams ausmachen.
Wenn ihr mit den Bombenangriffen fertig seid, könnt ihr euch als schweres Jagdflugzeug ausgeben und euch so richtig austoben! Zeigt diesen leichten Jagdfliegern, warum man die IL-10 stets zu fürchten hat!