Der High-Speed Disc Interceptor (Hochgeschwindigkeitsabfangscheibe = HSDI) ist ein wenig bekanntes sowjetisches Fluggerät, das im Zweiten Weltkrieg von entscheidender Bedeutung war. In diesem Artikel nehmen wir dieses ungewöhnliche Fluggerät genauer unter die Lupe.
Der High-Speed Disc Interceptor (HSDI) wurde 1940 in der UdSSR gebaut. Die tatsächliche Geschichte dieses einzigartigen Fluggeräts reicht jedoch bis zum 30. Juni 1908 zurück. An diesem Tag gab es eine riesige Explosion in der Nähe des Flusses „Podkamennaya“ (Steinige Tunguska) in der Tunguska, über deren Ursprung man sich seit jeher streitet. Das Phänomen selbst wurde bekannt als der „Tunguska-Vorfall“ oder der „Tunguska-Meteorit“.
Die erste sowjetische Forschungsexpedition unter der Leitung von Leonid Alexejewitsch Kulik erreicht die Einschlagstelle 1927. Kulik vertrat die Theorie, dass das Tunguska-Phänomen auf einen Meteoriteneinschlag zurückzuführen war. Von 1927 bis 1936 stellte er sechs Forschungsexpeditionen an die Steinige Tunguska zusammen und plante die siebte Expedition für das Jahr 1941. Ihm gelang es jedoch nicht, irgendwelche Spuren des Meteoriten zu finden. Stattdessen fand er in den Bodenproben, die er zwischen 1929 und 1930 nach Moskau brachte, Spuren eines Materials von offensichtlich außerirdischem Ursprung. Das Material wurde in der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gründlich studiert und analysiert. Man fand heraus, dass das Material einzigartige Attribute aufwies. Megravel, wie das Material genannt wurde, schafft unter Einfluss elektromagnetischer Strahlung ein mächtiges Antigravitationsfeld. Diese Entwicklung eröffnete neue Horizonte für die Entwicklung der Luftfahrt.
Ein solches Projekt war die Entwicklung des elektromagnetischen Ultrahochgeschwindigkeitstriebwerks, eines Geräts, das Megravel als Kraftstoff nutzt. Nachfolgende Expeditionen an die Einschlagstelle des Tunguska-Meteoriten wurden umgehend als streng geheim eingestuft. Daher sind alle Informationen in Bezug auf Fluggeräte, die mit den neuen Triebwerken ausgestattet waren, von Natur aus schwammig und bruchstückhaft. Die Bezeichnung „Antigravitationsflugzeug“ tauchte zum ersten Mal 1939 in Dokumenten des Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstituts auf. Antigravitationsflugzeuge, die offiziell als Hochgeschwindigkeitsabfangscheiben (HSDI) bezeichnet wurden, waren mit elektromagnetischen Ultrahochgeschwindigkeits-Megravel-Triebwerken ausgestattet. Das erste bekannte Abfangjäger-Modell HSDI-13 wurde im September 1940 auf einer der geheimen Deponien in der Nähe von Wologda getestet. Die Zahl „13“ zeigt, dass dieses Modell nicht das erste in der Liste der Entwicklungen des Instituts war. Es wurde jedoch wenig über seine Vorgänger aufgezeichnet. Höchstwahrscheinlich blieben sie lediglich ein Projekt auf dem Papier.
Ursprünglich versuchten die Entwickler, ein Flugzeug der traditionellen Art, ausgestattet mit den neuen Triebwerken, zu bauen. Die Leistung von Megravel-Triebwerken war jedoch so hoch, dass Versuchsflugzeuge bei transsonischer Geschwindigkeit die Kontrolle verloren und in der Luft einfach auseinanderfielen. Nach und nach kamen Spezialisten des Staatlichen Luftfahrtinstituts zu dem Schluss, dass die optimale Form des Ultrageschwindigkeitsflugzeugs dem einer Scheibe gleichen musste. Das Modell HSDI-13-1 war scheibenförmig und an der Oberseite mit einem großen Propeller ausgestattet. Im Großen und Ganzen sah das Flugzeug dadurch aus wie ein Hubschrauber heutiger Zeit. Diese Bauart führte jedoch zu starken Schwingungen und einer schlechten Kontrollfähigkeit des Antigravitationsflugzeugs, insbesondere bei hoher Geschwindigkeit. Das nächste Modell HSDI-13-2 sah von außen aus wie ein Rad mit flachen Speichen mit äußerem Rotationskreislauf. Die Geschwindigkeit und Flugrichtung wurden durch Änderung des Neigungswinkels der Speichen kontrolliert. Das neue Fluggerät wies eine perfekte Manövrierfähigkeit auf und konnte senkrecht starten. Es benötigte 3 Minuten, um auf eine Höhe von 11 000 Metern zu steigen und eine Geschwindigkeit von 2 300 km/h zu erreichen. Es gab jedoch weiterhin Probleme mit auftretenden Schwingungen.
Schließlich wurde das Problem mit den Schwingungen durch den Bau des Modells HSDI-13-3 behoben. Dieses Fluggerät bestand aus drei Hauptbauteilen: Zwei Schalen, die ineinander in entgegengesetzte Richtung rotierten, und dem Kern, der als Kampfplattform diente. Die Plattform, die mithilfe eines gyroskopischen Getriebes gerade gehalten wurde, war mit drei Besatzungsmitgliedern besetzt - einem Pilot, einem Navigator und einem Schützen. Natürlich war der Pilot speziell in der Steuerung eines Antigravitationsflugzeugs geschult. Ursprünglich war der neue Entwurf mit koaxialen Maschinenkanonen Super-SHKAS ausgestattet, die sich im mobilen Panzerturm befanden. Die Feuerrate einer einzelnen Super-SHKAS lag bei 3 600 Schuss pro Minute. Später wurde jedoch beschlossen, die Maschinenkanonen durch das Kanonensystem GM-127U zu ersetzen, einem 12,7-mm-Mehrzweck-Bolzenschussgerät. Strukturell sah dieses Geschütz aus wie ein Ventilator mit Titanblättern, die sich mit einer Geschwindigkeit von 7 600 Umdrehungen pro Minute drehten und eine große Anzahl schwerer Stahlbolzen und Muttern mit unglaublicher Geschwindigkeit verschoss. Diese Geschosse mit großer Streuweite wirkten wie Schrotmunition und konnten einen breiten Bereich abdecken, wodurch jedes beliebige Luftziel einfach durchlöchert werden konnte.
Eines der kompliziertesten technischen Probleme mit dem Megravel-Triebwerk, das die Entwickler hatten, war die Unfähigkeit, das Triebwerk zu starten, bevor das Flugzeug abgehoben war. Der Leiter der geheimen Deponie, auf der das HSDI-13-3 stationiert war, schlug eine Lösung vor, die eine spezielle Starteinheit vorsah, auf der die Abfangscheibe platziert werden konnte. Hierfür musste der Zugführer der Roten Armee einfach den Hydraulikhebel umlegen, der eine kräftige Feder bediente. Das Flugzeug wurde auf die Feder platziert und anschließend mit hoher Geschwindigkeit in die Luft katapultiert - was ausreichte, um das Triebwerk zu starten.
Der erste und einzige dokumentierte Fall des taktischen Einsatzes eines Antigravitationsflugzeugs HSDI-13-3 wurde am 4. April 1942 verzeichnet. An diesem Tag führte die Luftwaffe die Operation „Eisstoß“ durch und griff Schlachtschiffe der baltischen Flotte in Leningrad an. Der deutsche Plan bestand darin, den Angriff zu starten, wenn sich die Schlachtschiffe mitten auf der Newa befanden und somit dem feindlichen Feuer nicht entkommen konnten. Der sowjetischen Aufklärung gelang es jedoch, die genaue Uhrzeit für den Beginn dieser Operation herauszufinden. Dementsprechend wurden die Schlachtschiffe von FlaK-Geschützen und Kampfflugzeugen begleitet. Es wurde jedoch auch ein Antigravitationsflugzeug gegen die deutsche Fliegerstaffel, die aus 200 Flugzeugen bestand, ausgesandt. Der Auftrag des Antigravitationsflugzeugs lautete, den Feind rechtzeitig zu lokalisieren und einen Präventivschlag gegen die deutschen Kampfflugzeuge zu führen.
Es ist klar, dass lediglich eine einzige Kampfeinheit, konnte sie im Vergleich mit den anderen Flugzeugen jener Zeit noch so hochentwickelt sein, einen solch massiven Luftangriff nicht allein aufhalten konnte. Während der kurzen Luftschlacht, gelang es dem Antigravitationsflugzeug, mindestens neun feindliche Flugzeuge zu zerstören: Drei Kampfflugzeuge Bf. 109, vier Kampfbomber Ju. 87 und zwei Ju. 88, wovon eine durch ein Rammmanöver zerstört wurde. Das HSDI-13-3 wurde stark beschädigt, konnte jedoch noch die Frontlinie überqueren und im Sumpfgebiet notlanden.
In der Zwischenzeit wurden 20 deutsche Flugzeuge durch den starken Beschuss durch Kampfflugzeuge und FlaK zerstört. Der Angriff selbst, sowie die gesamte Operation, schlugen fehl. Die Schlachtschiffe der baltischen Flotte wurden nur geringfügig beschädigt. Bemerkenswerter war jedoch der psychologische Schock, den die deutschen Piloten erfuhren. Furchterregende Geschichten von Piloten über Angriffe eines geheimnisvollen Flugzeugs in Form einer Untertasse machten die Runde bei der Luftwaffe. Das deutsche Oberkommando stellte schließlich eine spezielle Sanitätskommission zusammen, zu der führende Psychiater aus Deutschland gehörten. Nach umfassenden Forschungen kamen die Ärzte zu dem Schluss, dass sie es mit einer hysterischen Massenhalluzination des Flugpersonal zu tun hatten, die auf die Eigenmerkmale des russischen Klimas in Verbindung mit extremem Stress während der Kampfhandlungen im Osten zurückzuführen war.
Zur gleichen Zeit erhielt die oberste Führung des Dritten Reichs jedoch einen Geheimbericht über eine neue Art von Fluggerät, das von der Sowjetarmee eingesetzt wurde. Die Informationen schienen glaubwürdig zu sein, in Anbetracht der Tatsache, dass die Deutschen selbst ihr eigenes Modell eines Antigravitationsflugzeugs im Februar 1941 getestet hatten, das dem HSDI-13-3-2 sehr ähnelte. Das plötzliche Auftauchen des HSDI-13-3 überzeugte die deutschen Wissenschaftler der Abteilung „Sonderbüro-17“ davon, die Entwicklung des verbesserten Modells eines Antigravitationsflugzeugs voranzutreiben. Ihnen gelangen einige Fortschritte mithilfe des österreichischen Bauingenieurs Viktor Schauberger, der ein „Explosionstriebwerk“ entwickelte, das angeblich Wasser und Luft statt Kraftstoff nutzte. Der Prototyp war mit dem Schauberger-Triebwerk ausgestattet und trug den Namen „Repulsine“. Der erste und letzte Testflug dieses Flugzeugs datiert auf den 19. Februar 1945. Das deutsche Antigravitationsflugzeug erreichte eine Höhe von 15 000 Metern und eine Geschwindigkeit von 2 200 km/h. Bei Kriegsende wurde die „Repulsine“ zerstört; auch ihre Entwickler verschwanden. Obwohl die Alliierten Dokumente über das deutsche Antigravitationsflugzeug fanden, gelang es den Wissenschaftlern nicht, das Flugzeug nachzubauen.
Was das sowjetische HSDI-13-3 angeht, so wurden seine Einsatzflüge im Jahr 1943 aufgrund von mangelndem Megravel-Nachschub eingestellt. Nachfolgende Expeditionen an die Einschlagsstelle des Tunguska-Meteoriten führten nicht zur Entdeckung weiterer Proben des Materials. Möglicherweise bleibt diese Geschichte seit dem Tod von Leonid Alexejewitsch Kulik auf ewig ein Mysterium. Bei Kriegsbeginn schloss er sich der Miliz an. Später wurde er verwundet und starb 1942 an Typhus.