Kürzlich wurde ich eingeladen, einen ganzen Tag im Fleet Air Arm Museum in Somerset (England) zu verbringen. Dort befindet sich die größte europäische Sammlung von Marineflugzeugen.
Das Museum wurde 1964 direkt neben dem Flugfeld bei RNAS Yeovilton (auch bekannt als HMS Heron) eröffnet. Die Flugzeuggeräusche machen das Museum erst wirklich authentisch.
Der Bau des Flugfeldes begann im Jahr 1939. Die Landebahnen wurden 1941 fertiggestellt. Die Naval Observer School zog 1940 zu HMS Heron, die Naval Air Fighter School folgte kurz danach. 1952 wurden die Landebahnen erweitert. Damit Jet-Flugzeuge auf ihnen landen können, wurden sie 1957 noch einmal verlängert.
Das Museum besteht aus vier großen Hallen mit jeweils mehreren Etagen. Auf diesen Etagen wird die Geschichte der Marineflugfahrt gezeigt – von den ersten bemannten Drachen, die hinter Schiffen gezogen wurden, bis hin zu mit Helium gefüllten Luftschiffen, Wasserflugzeugen, Doppeldeckern, trägergestützten Flugzeugen des 2. Weltkrieges, modernen Sea Harriern und Helikoptern.
Im frühen 20. Jahrhundert benutzte die britische Royal Navy Ballons und Luftschiffe zur Aufklärung. Nachdem die „Mayfly“, das erste Luftschiff der Royal Navy 1911 versagte (sie zerbrach, als man sie aus dem Hangar holte), sah der erste Lord der Admiralität, Winston Churchill, sich gezwungen, militärische Flugzeuge entwickeln zu lassen.
1912 formte die britische Regierung das „Royal Flying Corps“. Die britische Royal Navy erhielt die Luftschiffe der britischen Armee. Ihr wurden außerdem zwölf Flugzeuge gegeben, die in Zusammenarbeit mit Schiffen benutzt werden sollten. Der erste Flug von einem sich bewegenden Schiff erfolgte im Mai 1912. Im nächsten Jahr wurde der erste Flugzeugträger namens Hermes in Auftrag gegeben.
Flight Sub-Lieutenant Warneford RN
Als der erste Weltkrieg im August 1914 begann, hatte die neugeformte „Royal Naval Air Service“ (RNAS) 93 Flugzeuge, sechs Luftschiffe und ein Personal von gerade über 700 Mann.
Die Hauptrollen der RNAS waren Flottenaufklärung, Patrouille der Küstenlinien und Suche nach feindlichen Schiffen und U-Booten, Angriffe auf feindliche Küstengebiete und die Verteidigung Großbritanniens vor feindlichen Luftangriffen. Das führende Jägerass der RNAS war Raymond Collishaw mit 60 Siegen.
Der RNAS wurde stark für sein Versagen, Zeppelin-Bombenangriffe auf Südengland und Wales während des ersten Weltkrieges zu verhindern, kritisiert. Im Februar 1916 übergab man die Verantwortung für Zeppelin-Verteidigung über Großbritannien dem Royal Flying Corps. Die RNAS konnte sich nun darauf konzentrieren, Zeppeline auf dem Boden in Deutschland zu bombardieren.
Die RNAS hatte auch Jäger-Staffeln an der westlichen Front. Beliebte Flugzeuge bei diesen Piloten waren die Bristol Scout, die Sopwith Pup und die Sopwith Camel. Im April 1918 schloss man RNAS mit dem Royal Flying Corps zur Royal Air Force zusammen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er ungefähr 3000 Flugzeuge, mehr als 100 Luftschiffe und einen Personalbestand von mehr 55.000. Die Royal Navy erlangte die praktische Kontrolle über ihren Fleet Air Arm (FAA) bis 1939 nicht zurück.
Short S27 Replikat des Originals von 1910 |
Sopwith Pup (Replikat) |
Beim Ausbruch des zweiten Weltkrieges bestand der Fleet Air Arm aus 20 Staffeln und 232 Flugzeugen.
Im zweiten Weltkrieg veränderten sich Luft- und Marine-Taktiken. Statt Kämpfen zwischen Schiffen, kam es zu Kämpfen zwischen Flugzeugen und Schiffen. Diese Veränderung wurde in vielen Fällen effektiv genutzt. 1940 wurde die italienische Flotte im Hafen von Taranto durch Swordfish Doppeldecker-Flugzeuge mit Torpedos während eines Nachtangriffes gelähmt. Dies war zweifellos einer der wichtigsten Kriegserfolge des FAA.
Der FAA diente während des zweiten Weltkriegs in fast jedem Kriegsgebiet und nahm am Westfeldzug, an der Luftschlacht um England, der Atlantikschlacht, den Nordafrikanischen und Lybischen Wüstenkampagnen, der Landung in der Normandie am D-Day, Gefechten in den Pazifischen und Indischen Ozeanen, und den Invasionen von Madagaskar, Japan, Sizilien, Italien und Südfrankreich teil.
Corsair KD 431 |
Fairey Firefly TT4 |
Der FAA war außerdem für die meisten Versenkungen feindlicher Schiffe von allen britischen Militärzweigen verantwortlich und war eine der Hauptwaffen gegen deutsche U-Boote. Piloten der FAA waren gut im Luftkampf, ihre Ränge enthielten mehrere Luftasse und verdienten diverse Medaillen, inklusive zwei Victoria Crosses sowie viele Distinguished Service Orders (DSO), Distinguished Service Crosses, Distinguished Service Medals (DSM) und Erwähnungen in Berichten.
Corsair KD 431 |
Supermarine Seafire F17 |
Am Ende des zweiten Weltkrieges hatte der FAA 59 Flugzeugträger, 3.700 Flugzeuge, 72.000 Mann und 56 Flugstationen auf der ganzen Welt. Der Flugzeugträger hatte das Schlachtschiff als Hauptschiff der Flotte ersetzt und dessen Flugzeuge waren die Haupt-Angriffswaffen.
Die kolben-betriebenen Flugzeuge des FAA kamen zum Limit ihrer möglichen Entwicklung. Der Hoverfly, der erste betriebsfähige Hubschrauber, war schon Teil des Fleet Air Arm und die Sea Fury trug zusammen mit der Firefly Hauptlast des nächsten Konfliktes – dem Koreakrieg.
Supermarine Seafires, Hawker Sea Furies und Fairey Fireflies die von einer Reihe leichter Flottenflugzeugträger gestartet wurden, waren die einzige britische Luftunterstützung im Koreakrieg. Die Westland Dragonfly, einer der ersten Such- und Rettungshubschrauber, wurden zuerst in diesem Krieg benutzt.
LIM2 (Kopie einer MIG 15) |
Sea Harrier |
McDonnell Douglas F-4 Panthom II |
Das Museum ist ein erstklassiger und faszinierender Einblick in die Geschichte des FAA und ein Muss für alle Fans der Luftfahrt. Derzeit arbeiten sie an faszinierenden Projekten, wie zum Beispiel dem Wiederaufbau einer Fairey Barracuda (dazu kommt noch mehr).
Ich möchte mich beim Museum für ihre Einladung und ihre Freundlichkeit bedanken.