Duane Francies wünschte sich von Kindheitstagen an zu fliegen. Damals beobachtete er die Bellanca Skyrocket bei der Landung nach ihrem ersten Non-Stop-Flug über den Pazifik. Die triumphale Bauchlandung, die der Pilot an diesem Tag auf dem Sandhügel hinlegte, beeindruckte den damals gerade einmal 10-Jährigen gewaltig.
Sprung zum 10. Dezember 1941 – drei Tage nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor, und der Tag, an dem sich Francies freiwillig zum Dienst meldete.
Da er in den Vorkriegsjahren zum Piloten ausgebildet wurde, wurde er der U.S. 5th Armored Division zugeteilt. Im Februar 1944 wurde Francies in Liverpool, England stationiert und einer erweiterten Ausbildung unterzogen. Nachdem er zum 71st Armored Field Artillery Battalion versetzt wurde, flog er seine ersten Kampfeinsätze – als Aufklärer für die Artillerie in einer Piper L-4 Cub „Grasshopper“.
Piper L-4 Cub
Kurz nach dem D-Day, am 24. Juli 1944, landete die 71st am Küstenabschnitt Utah Beach in der Normandie. Im Laufe der darauffolgenden Monate flogen Francies und seine „Grasshopper“-Kameraden an der Spitze der 5th Armored Division, lenkten das Artilleriefeuer und führten die vorrückenden Panzereinheiten. Seine Hoffnung, etwas zu erleben, sollte sich erfüllen.
Vom 30. August bis zum 3. September war Francies' Einheit Teil einer Einsatzgruppe, die den Vorstoß der 5th Armored Divison durch Frankreich, von Compiègne nach Condé, anführte und dem Rückzug der deutschen Einheiten in Richtung der belgischen Grenze folgten.
Beobachtungspiloten führten nicht nur den Vorstoß ihrer Divisionen, sondern schützten ihre Einheiten auch vor feindlichen Aufklärern. Während eines Aufklärungsflugs über Belgien sichtete Francies zwei deutsche Soldaten, die die amerikanischen Bewegungen beobachteten. Nach der Landung auf einem nahegelegenen Hügel kroch er unerkannt von hinten an sie heran und nahm sie gefangen!
Francies erhielt aufgrund seiner Rolle bei diesem Auftrag und bei der gesamten Mission seine erste Empfehlung für das Distinguished Flying Cross.
Bis zum 13. September hatte Francies 44 Kampfeinsätze absolviert und wurde am 27. September mit der Air Medal ausgezeichnet.
Etwa um diese Zeit befand er sich auf einem Beobachtungsauftrag, als er einen amerikanischen Offizier entdeckte, der verwundet auf einem Feld neben seinem Flugzeug lag. Obwohl er vom Feind unter Beschuss genommen wurde, landete Francies und kroch zum abgeschossenen Beobachter, um den Offizier in Sicherheit zu bringen. Es gelang ihm, den Verwundeten an einen sichereren Ort und in ein Lazarett zu bringen. Francies erhielt später den Bronze Star für seine Handlung.
Das Bataillon stieß irgendwann Ende September 1944 nach Aachen vor und wurde im Hürtgenwald in schwere Kämpfe verwickelt. Das Wetter zog Ende Dezember zu, wodurch Francies fast zwei Monate lange nicht mehr fliegen konnte. Dennoch erhielt er am 15. Januar 1945 eine Feldbeförderung zum First Lieutenant.
Während die amerikanischen Einheiten am 27. Februar vorrückten, verbrachte Francies sechs Stunden in der Luft und lenkte das Feuer. Am nächsten Tag flog er vier ähnliche Missionen, wovon die längste eine Stunde und 40 Minuten dauerte.
Einen Tag später verhinderte eine weitere Schlechtwetterfront für weitere 19 Tage jegliche Luftaufklärung. Als die Flüge wieder aufgenommen wurden, ging eine der Cubs verloren. Sowohl der Pilot als auch der Beobachter wurden getötet, als ihre Piper von einer Gruppe von zehn Messerschmitt Me-109 abgeschossen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt des Krieges blickte die 5th Armored Division bereits auf eine beeindruckende Erfolgsbilanz zurück. Sie hatte die Stadt Luxemburg befreit und das Manöver angeführt, mit dem die Deutschen in Falaise, Frankreich eingekesselt worden waren. Der bemerkenswerteste Beitrag war jedoch, als erste Einheit durch die Siegfried-Linie zu brechen.
Als seine Einheit am 31. März erneut auf deutsches Gebiet vordrang, sah Francies Hunderte Beobachtungsflugzeuge im Einsatz. Er schrieb in sein Tagebuch, dass er – als er diese Flugzeuge sah – erkannte, wie entscheidend seine Rolle für den täglichen Fortschritt der Armee war. Es machte ihn glücklich, dass er sich freiwillig als Feldartillerie-Aufklärer gemeldet hatte.
Zu diesem Zeitpunkt flog Francies eine unbewaffnete Piper L-4 namens Miss Me!?, zusammen mit seinem Beobachter, Lieutenant William Martin auf dem Rücksitz.
Das Flugzeug erhielt diesen Namen, da Francies genau das von den Deutschen wollte – nämlich ihn zu verfehlen. Das Ausrufezeichen betonte dies, hatte jedoch auch eine doppelte Bedeutung – er wollte auch, dass ihn die Menschen Zuhause vermissten, weshalb er das Fragezeichen ergänzte.
Burt Madders Gemälde des Luftpistolenkampfs. In Auftrag gegeben durch Francies selbst.
Am 11. April nahmen Francies und Martin an Francies' 142. Mission und einer der ungewöhnlichsten Luftaktionen des Krieges teil.
Sie klärten für das 71st Battalion auf, das von amerikanischer Seite am nächsten vor Berlin stand. Ca. 100 km westlich der Hauptstadt bemerkte Francies ein deutsches Krad, das eine Straße in der Nähe einiger Panzer der 5th Armored Division entlangraste.
Als er und Martin heranflogen, um das Krad in Augenschein zu nehmen, bemerkten sie unter sich ein deutsches Beobachtungsflugzeug Fieseler Fi-156 Storch, ca. 220 m oberhalb der Baumkronen.
Fi-156 Storch
Die Storch war größer und schneller als Miss Me!?, was den amerikanischen Piloten jedoch nicht abbringen konnte. Er funkte: „Wir greifen an“.
Mit dem Höhenvorteil tauchten sie ab und eröffneten das Feuer auf die Storch – aus ihren Colts Kaliber .45! Ihr Ziel bestand darin, die Storch in die Schusslinie der lauernden amerikanischen Panzer zu treiben. Stattdessen begann das deutsche Flugzeug, Kreise zu ziehen.
Die amerikanischen Piloten leerten ihre Sieben-Schuss-Magazine durch die Seitentüren auf das feindliche Flugzeug. Sie trafen die Windschutzscheibe, die Treibstofftanks und die rechte Tragfläche, und verwundeten den Beobachter am Fuß, bevor Francies gezwungen war, den Steuerknüppel zwischen die Knie zu klemmen, um seine Pistole nachladen zu können.
Der Pilot der Storch vollzog eine Wende im Tiefflug, wobei die rechte Tragfläche jedoch den Boden berührte und sich das Flugzeug dadurch überschlug und auf einem Feld liegen blieb. Die Amerikaner, die in der Nähe gelandet waren, rannten zu dem abgestürzten Flugzeug.
Der deutsche Pilot versuchte, sich hinter einem Haufen Zuckerrüben zu verstecken. Der verwundete Beobachter stolperte und fiel jedoch hin, wodurch er ihren Standort verriet.
Martin gab Warnschüsse in die Luft ab, woraufhin sich der Pilot mit erhobenen Händen ergab. Die Deutschen wurden gefangen genommen und Francies versorgte den verletzten Fuß des Beobachters. Anschließend konfiszierte er die Schwingen und Luftwaffen-Schulterstücke des Piloten sowie die Gefechtsfahne.
Francies und Martin erfuhren niemals die Namen der Deutschen. Francies gab zu, dass „sie hätten wichtig sein können, soweit ich weiß. Wir übergaben sie knapp 15 Minuten später unseren Panzerfahrern, nachdem mir der Verwundete mehrmals dafür gedankt hatte, seinen Fuß versorgt zu haben. Ich glaube, sie gingen davon aus, von uns erschossen zu werden.“
Somit endete der sonderbarste Luftkampf des Zweiten Weltkriegs.
Die 5th Armored Division stand an der Elbe, bereit für den Vorstoß auf Berlin. Sie wussten jedoch nicht, dass die Sowjets vor ihnen Fuß in die reichsdeutsche Hauptstadt setzen würden.
Mitte 1945 wurde Francies ein zweites Mal für das Distinguished Flying Cross vorgeschlagen. Die Empfehlung wurde jedoch nicht vor 1966 berücksichtigt, als Francies' Geschichte in The Last Battle von Cornelius Ryan veröffentlicht wurde und ein U.S.-Senator seinen Fall aufgriff. Captain Merritt Duane Francies erhielt sein DFC schließlich 22 Jahre nach dem Ereignis.
Francies wurde für den Korea-Krieg wieder einberufen und diente zwei weitere Jahre. Seine Militärlaufbahn erstreckte sich über 29 Dienstjahre in aktiven und Reserve-Fliegereinheiten.
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Quellen:
The Last Battle von Cornelius Ryan
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