Am 7. Juni fuhren wir von der Botschaft aus direkt nach Naypyidaw, das etwa 330 Kilometer nördlich von Yangon liegt. Der Weg führt über eine Landstraße, die der Asia Sentinel, aufgrund einer Reihe von tödlichen Unfällen seit ihrer Eröffnung im Jahre 2009, einmal als „Straße des Todes“ bezeichnete. Man sollte hier nicht schneller als 90 Kilometer pro Stunde fahren, aber nicht, weil es verboten ist, sondern weil sich das Fahrzeug auf der holperigen Strecke und den schlecht befestigten Kurven leicht überschlägt. Die Straße besteht nicht aus Asphalt, sondern aus Betonplatten, die für gut durchgeschüttelte Reisende und eine starke Reifenabnutzung sorgen. Betet, dass ihr nicht liegen bleibt, denn zwischen Yangon und Naypyidaw gibt es nichts als Reisfelder und kleine Dörfer aus strohgedeckten Hütten. Es gibt nur einen Halt: Das Café Mile 115 (in dem exzellente burmesische Küche gereicht wird!). Im Verlauf von fünf Wochen machten wir vier Hin- und Rücktouren mit einer Gesamtlänge von 2500 knochendurchrüttelnden Kilometern auf dieser Strecke.
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Naypyidaw ist ein unwirklicher Ort. Sein Bau begann 2005 unter größtmöglicher Geheimhaltung und dauert noch immer an. Die damals regierende Militärjunta beschloss, die Hauptstadt von Yangon zweihundert Meilen weiter nördlich in eine unbewohnte Ebene im Zentrum des Landes zu verlegen, weit entfernt von der Bevölkerung und den mit ihr verbundenen Unruhen und Kontrollproblemen. Die zentral geplante Stadt protzt mit nagelneuen Gebäuden, breiten Straßen und einer gepflegten Landschaft sowie einem makellosen 18-Loch-Golfplatz. Eine kleine Armee von Straßenkehrern und Gärtnern hält die Straßen reinlich und die Büsche gestutzt. Laut Wikipedia hat die Stadt derzeit 925.000 Einwohner und ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Asiens. Bei einer Fahrt auf den zwölfspurigen Autobahnen rund um die Stadt ist aber kaum zu erkennen, wo all diese Einwohner wohnen und arbeiten. Außer ein paar Hotels für Besucher, einer Handvoll Restaurants sowie ein paar Läden für die Regierungsbeamten und ihre Familien scheint niemand hier zu ein. Man kann, wie ich es tat, ohne Angst vor einem Unfall, am helllichten Tag, mitten auf einer zwölfspurigen Autobahn spazieren gehen. In einer halben Stunde begegnete ich nur einem einzigen Fahrzeug, einem Fahrrad, das von einem alten Mann mit Bambushut gefahren wurde. Doch Naypyidaw ist noch eine junge Stadt und kann sich in den kommenden Jahren durchaus noch zu einer blühenden Metropole entwickeln.
Am Freitagnachmittag warfen wir uns in unsere Anzüge und trafen einen Regierungsbeamten und seinen Übersetzer. David hielt eine Präsentation, in der die Nachweise für die vergrabenen Flugzeuge, sein Vorschlag, sie zu bergen und sein Wunsch, sie in seine Heimat zu überführen und als flugtaugliche Maschinen zu restaurieren umschrieben wurden. Der Beamte lauschte aufmerksam und stellte einige wohlüberlegte Fragen. Am Abend aßen David, ich und die Filmcrew in einem seltsam passenden Restaurant namens Café Flight zu Abend, vor dem ein altes Flugzeug der Myanmar Airlines aufgestellt war. Angeblich hatte der Restaurantbesitzer es vor ein paar Jahren gekauft, nachdem es in einen kleinen Unfall verwickelt gewesen war. Es wurde zu einer ziemlich coolen Lounge umgebaut, mit Sofas und Kaffetischchen statt Flugzeugsitzen. Am nächsten Morgen fuhren wir in gehobener Stimmung zurück nach Yangon. Die Schlaglöcher auf dem Rückweg konnten uns nicht weiter erschrecken.
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