Diese Woche filmten wir mehrere Interviews in Großbritannien. Das denkwürdigste war vermutlich jenes mit Maurice Short und Stanley Coombe. Beide waren 1945/46 in Mingaladon stationiert - Maurice als Mechaniker der RAF und Stanley als Soldat, zuerst mit dem Royal Sussex 9th Bataillon, später für das Air Battalion. Beide Männer sind über Achtzig, doch noch immer scharfsichtig und agil und haben viele faszinierende Geschichten auf Lager. Stanley war einer von acht Augenzeugen, die David Cundall in den späten 1990er Jahren aufgespürt hatte. Die anderen sind leider bereits verstorben. Auf Maurice stießen wir mit mehr Glück als Verstand: Der Archivar in Kew erwähnte beiläufig, als er von dem Interesse unserer Forscher an Mingaladon erfuhr, dass erst ein Tag zuvor ein älterer Mann bei ihm war und seine Unterlagen über seinen Dienst in Mingaladon als Schenkung übergeben wollte. Wir nahmen Kontakt zu ihm auf.
Wir trafen Stanley im Holly Bush-Pub in Nordlondon. Stanley sprach mit uns ausführlich über seine Erfahrungen während der Burma-Kampagne (1940-44) und - nachdem er nach Indien und Singapur versetzt worden war - seine Rückkehr nach Mingaladon nach der Kapitulation Japans. Er erzählte uns, wie er einen Lastwagen entlang der Prome Road fuhr, die den Flughafen von Rangun damals am Ende der Start- und Landebahn kreuzte, später jedoch im Zuge der Erweiterung der Start- und Landebahn 1945/46 umgelegt wurde. Als er das Ende der Start- und Landebahn kreuzte, bot sich ihm er ein seltsames Bild, das sich ihm ins Gedächtnis brannte - ein halbes Dutzend Holzkisten, die entlang eines tiefen Grabens aufgereiht waren und die mit einem Bulldozer eine Erdrampe hinuntergeschoben wurden. „Sie waren nigelnagelneu“, erzählte uns Stanley. „Ich meine, es waren keine alten, schmutzigen Kisten. Sie waren nagelneu ... frisch aus dem Sägewerk.“ Er berichtete weiter: „Und es schien so seltsam, wisst ihr, dass man sie dort vergrub. Aus diesem Grund habe ich es nie vergessen.“ Stanley erzählte uns weiter, dass er am nächsten Tag einen Piloten gefragt hätte, was in den Kisten gewesen sei. Der Kamerad antwortete „würdest du glauben, dass es Spitfires sind?“
Im weiteren Verlauf des Tages interviewten wir Luftwaffen-Oberst Maurice Short in seinem Haus in Nordlondon. Sein Wohnzimmer spiegelte ein erfülltes Leben wieder, mit Fotos von Kindern und Enkelkindern, Belobigungen, und Fotos von ihm als RAF-Pilot nach dem Krieg. Er diente 52 Jahre in der RAF, der er im Alter von 16 Jahren beigetreten war. Maurice erzählte uns, dass er sich ziemlich deutlich an den Ausbruch des Krieges erinnern könne: „In meiner Heimatstadt Scarborough fand ein Turnier statt. Es wurde abgesagt. Und ich erinnere mich daran, wie ich gegen die Wand trat und meinte, ich würde Hitler töten. Also rannte ich nach Hause und sagte meiner Mutter - ich war 14 - dass ich mich melden würde. Na, na, Sohn, was ist das Problem? Ich meinte: „Hitler hat gerade unser Cricket-Turnier abgesagt!“ Zwei Jahre später trat er der RAF bei und wurde für die Wartung von Hercules-Bombermotoren in Halifax eingesetzt. 1945 wurde er nach Burma gesandt und dem 101 Repair and Salvage (101RS) zugeteilt, zuerst in Akyab, wo drei Staffeln Dakota-Transportflugzeuge beheimatet waren. Gegen Kriegsende wurde er nach Mingaladon versetzt, wo er Flugzeuge für verschiedene Staffeln wartete und pflegte, insbesondere für das 267 Squadron.
Maurice erinnerte sich, dass Mingaladon Ende 1945 zu einem Evakuierungszentrum wurde, in dem Tausende Soldaten und ehemalige Kriegsgefangene aufgefangen wurden, viele von ihnen geschockt durch die Jahre in Gefangenschaft. Die Menschen zogen ab und viel Kriegsmaterial wurde einfach aufgegeben. Zur Untermalung seiner Sichtweise erzählte uns Maurice, wie die amerikanischen Staffeln Akyab zuvor in jenem Jahr verlassen hatten:
„Ich wartete gerade eine der Dakotas, oben auf dem Motor, als dieser riesige Benzinlaster vorfuhr. Die gezogene Handbremse zischte und heraus kam einer dieser hübschen, jungen Amerikaner und meinte zu mir: „Hey Kumpel, hast du zufällig 'ne Flasche Whiskey?“ Und ich sitz auf 'nem Motor in der Hitze von Burma. „Nein, tut mir Leid - warum?“ Er antwortete: „Na, wenn du 'ne Flasche Whiskey gehabt hättest, hättest du diesen gottverdammten Laster haben können. Wir lassen ihn hier!“ Ich schaue also auf diese 40.000 Galonen und denke, dieser Typ ist verrückt. Natürlich, wir befinden uns ja im Krieg. Nun, er verschwand und ich machte mich wieder an die Arbeit und dann war da das Geräusch eines Motorrads und es fuhr eine dieser herrlichen, lockeren - jetzt habe ich den Namen vergessen, diese bekannten ... [Direktor: Harley Davidson?] Genau die! Und ein anderer junger Amerikaner darauf, und was meinte er wohl? „Hast du eine halbe Flasche Whiskey?“ ... und ich dachte mir, diese Amerikaner scheinen Whiskey zu lieben. Und ich bin absolut heiß auf Motorräder. Ich dachte, ich könnte etwas mit einer Maschine anfangen. Ich meinte: „Nein, tut mir Leid.“ Somit verlor ich innerhalb einer halben Stunde einen Laster und eine Harley Davidson. Schlechtes Geschäft, oder?“
Maurice hatte die Kisten, die Stanley beschrieben hatte, nicht gesehen - obwohl Stanley sich auf Ereignisse Anfang 1946 bezog. Er sah auch nichts von den Flugzeugen, die unter die Erde gebracht wurden. Stattdessen hörte er die Geschichte aus zweiter Hand von seinen Kameraden während seiner Stationierung in Mingaladon Ende 1945. Laut Maurice wurden die Flugzeuge nicht begraben, sondern in ein sumpfiges Gebiet in der Nähe des Flugfelds gekippt, worauf er empört reagierte. „Und ich dachte einfach nur, meine Güte. Wie kann man nur ein so schönes Flugzeug entsorgen? Und die Kumpels um mich herum meinten nur, wie schön es gewesen wäre, dort einzusteigen und die Borduhr auszubauen. Sie meinten, dass die Borduhr der Spitfire vielleicht das wichtigste und entscheidendste Bauteil dieses Flugzeugs war.“ Maurice sagte, dass er wütend war ob der Tatsache, dass die hohen Tiere perfekt erhaltene Spitfires entsorgten. „Sie sollten mein Land retten, das waren wunderschöne Flugzeuge ... wie konnten sie nur? Doch war das dieWahrheit? Und so verrückt es klingt, die Frage, ob es stimmte oder nicht, war für uns kein Thema. Es war geschehen. Und wenn man sieht, dass wir einige Zeit in Burma gewesen waren und einige seltsame Situationen erlebt hatten, da war es nichts Besonderes ein Flugzeug in den Sumpf zu schieben.“
Gegen Ende des Interviews wurde Maurice philosophisch. Er sprach über all das Leid und die Zerstörung durch den Krieg. „Es wurden Menschen getötet. Viel schlimmer. Was ist ein Flugzeug denn, außer Material? ... Wir sahen diese armen Teufel, die aus den Kriegsgefangenenlagern kamen. Was zum Teufel hatte eine Spitfire damit zu tun? Nichts.“ Am Ende, sagte er, war es wichtiger gewesen, sich um die Menschen zu kümmern, als um das Kriegsmaterial. „Jeder hatte damals gelitten, und Flugzeuge loszuwerden war einfach der Tagesbefehl.“
Stanley und Maurice hatten sich niemals gesehen. Wir beschlossen also, Stanley mit auf einen Besuch zu Maurice mitzunehmen. Die beiden Männer hatten sofort Gefallen aneinander gefunden und verbrachten viele Stunden mit Erinnerungen an das Leben in Mingaladon. Maurice fragte Stanley, ob er sich an den Brand erinnerte, der mehrere entlang der Rollbahn aufgereihte Dakotas zerstört hatte, nachdem ein Pilot die glorreiche Idee hatte, seine morgendlichen Runden mit einer Tilley-Lampe statt einer Taschenlampe zu drehen. Stanley strahlte bei dieser Erinnerung. Maurice erklärte uns, was daraufhin geschah. „Er stellt seine Tilley-Lampe ab, um die Hähne zu prüfen und festzuziehen, die sich genau unter dem Tank unterhalb des Tragwerks befinden, und whoosh!, geht sie hoch. Ihm ging es gut, als es geschah, doch die Flugzeuge, natürlich ...“ Stanley warf ein: „Nun, bis der CO ihn erwischte.“ Sie lachten darüber. Maurice schloss ab: „Oh, der sitzt wahrscheinlich noch immer in Burma hinter Gittern.“
<< Vorheriger Artikel | Nächster Artikel >> |
---|