Wargaming sponsert eine Expedition zur Bergung von 20 Spitfires, von denen angenommen wird, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Myanmar (Birma) vergraben wurden. In diesem Eintrag beleuchten wir die Geschichte der Spitfire.
Es gibt eine wundervolle Szene im Film „Die Schlacht um England“ von 1969, in der Reichsmarschall Hermann Göring einen Offizier seiner Luftwaffe fragt, was er in Vorbereitung auf die Operation Seelöwe - die Invasion Englands - benötige, um die Royal Air Force zu besiegen. Der Offizier antwortet dreist: „Gebt mir eine Staffel Spitfires!“, woraufhin Göring in heftigen Zorn gerät. Hitlers Stellvertreter dreht sich einfach um, und geht wortlos davon. Die Szene beschreibt die widerwillige Bewunderung vieler deutscher Piloten für dieses tödliche Jagdflugzeug. Staffeln aus Spitfires (und Hurricanes, dem eigentlichen Arbeitspferd) schossen im Herbst 1940 hunderte Bomber und Jäger der Luftwaffe ab, durchkreuzten so die geplante Invasion und verschafften den Briten die Zeit, nach der Katastrophe von Dünkirchen wieder aufzurüsten. Wie Churchill es so eindringlich formuliert hatte: „Niemals in der Geschichte der menschlichen Konflikte hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken.“ Selbst heute spricht man von den Spitfires noch in ehrerbietigem Tonfall. Im Imperial War Museum und dem RAF-Museum werden sie hingebungsvoll bewahrt. In der Bentley Priory bei Stanmore gibt es sogar ein Fenstergemälde, das an die Bedeutung der Spitfires für den Sieg in der Schlacht um England erinnert. Und, etwas prosaischer: Spitfire-Bier wird in ganz Großbritannien gestürzt, wie damals die Luftwaffe!“ Die Briten lieben die Spitfire.
Die Spitfire wurde 1935 von Reginald Joseph Mitchell von den Supermarine Aviation Works entwickelt, um den dringenden Anforderungen des Luftfahrtministeriums nach einem schnellen und stabilen Abfangjäger zu entsprechen. Hitler hatte gerade den Vertrag von Versailles für nichtig erklärt, und baute im Eiltempo das deutsche Militär aus – auch die Luftwaffe. Mitchell und sein Team in Woolston nahmen die Aufgabe in Partnerschaft mit den Ingenieuren von Rolls-Royce in Derby an, und schufen ein enorm fortgeschrittenes Meisterwerk an Ingenieurskunst und Industriedesign: die K5054, den Prototyp der Spitfire. Gemäß den Konventionen des Luftfahrtministeriums der 30er Jahre, hatte der Name des Flugzeuges mit dem gleichen Buchstaben wie sein Hersteller zu beginnen. So kam es zur Hawker Hurricane, Bristol Blenheim, Gloster Gladiator und so weiter. Die Supermarine Spitfire erhielt ihren Namen durch Sir Robert MacLean, dem Direktor von Vickers-Armstrongs, dessen Tochter Ann „ein kleiner Hitzkopf (Spitfire)“ gewesen sein soll. Nach Alfred Prices „The Spitfire Story“ hatte der Jäger eine Flügelspannweite von 37 Fuß. Der Rumpf war 29 Fuß und 11 Zoll lang und das Flugzeug hatte eine Höhe von 12 Fuß und 8 Zoll. Es wurde von einem Merlin-Motor von Rolls Royce mit 990 PS angetrieben - der jedoch bald durch eine Maschine mit 1.045 PS ersetzt wurde. Der Jäger erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 380 Mph und konnte bis auf eine Höhe von 30.000 Fuß steigen. Er wog bei voller Beladung 5.332 Pfund. Die Testpiloten stellten fest, dass das Flugzeug ein sehr gutes Flugverhalten aufwies. Es war schnell und extrem wendig. Es konnte enge Kurven mit hoher Geschwindigkeit fliegen. Aufgrund von Produktionsschwierigkeiten wurden die ersten Spitfires erst im Juli 1938 an die Royal Air Force ausgeliefert, als sich die Sturmwolken über Europa bereits zusammenzuziehen begannen.
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Reginald Joseph Mitchell | Spitfire Bier |
Am Ende wurde die Spitfire auf allen Schauplätzen des Krieges eingesetzt. Das Flugzeug war als Abfangjäger konzipiert, der die Bomber der deutschen Luftwaffe abschießen sollte. Doch in der Praxis setzte man es vor allem gegen die BF-109-Begleitjäger ein, während die weniger wendigen Hurricane-Jäger die Bomber angriffen. Nach der Schlacht um England, halfen Spitfire Mark V, das Kriegsgeschehen in Nordafrika zu wenden und Rommels Kräfte nach El Alamein zurückzutreiben. 1943 bereiteten sie in Sizilien und Italien durch Angriffe auf die Verteidigungsstellungen Landeoperationen vor. Danach nahmen Spitfires am Normandie-Feldzug teil, und bereiteten 1944 und 45 - von Stellungen in Frankreich aus - der Luftwaffe ein Ende. Selbst in Russland wurde die Spitfire eingesetzt. Auf dringende Anfragen Stalins, ließ Churchill 1942 hunderte ältere Spitfire-Modelle über Iran nach Russland liefern. Sie halfen dabei, das Kriegsglück zu wenden, bis sie 1943 von den neueren Yak-1-Kampfflugzeugen ersetzt wurden. Die Spitfires kamen erst spät in den Fernen Osten dazu, da die Auslieferung dieses starken Flugzeugs zuerst für andere Kriegsschauplätze vorgesehen war. In Burma jedoch, halfen frisch gelieferte Spitfire-Staffeln 1944, die Ha-go Offensive der Japaner zurückzuschlagen und die Luftherrschaft für die Rückeroberung Burmas 1945 zu sichern.
Die Spitfires unserer Expedition waren – Davids Meinung nach - in Transportkisten von Britannien nach Kalkutta geliefert worden, und gelangten von da aus im Rahmen der Operation Zipper, dem Feldzug zur Eroberung von Malaysia und zuletzt Singapur, nach Rangun. Die Flugzeuge – angeblich vom Typ Spitfire Mark XIV – sollten entweder in Kalkutta (wahrscheinlich auf dem Baigachi-Flugfeld) zusammengebaut und dann zu Royal-Air-Force-Flugfeldern in Burma geflogen werden. Oder – sobald der Hafen wieder frei war - per Schiff auf einem Spezialfrachter, den die Soldaten die „Queen Mary“ nannten, direkt nach Rangun gebracht, und von dort mit Lastwagen zum Flugfeld Mingaladon gefahren werden. Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 beendete jedoch den Krieg, bevor Operation Zipper anlaufen konnte. Was danach mit den Flugzeugen geschah, ist in Vergessenheit geraten. Die Flugzeuge wurden nie aus den Aufzeichnungen gestrichen. Man hätte sie nach Indien, zu den Franzosen in Indochina oder den Holländern in Ost-Indien verkaufen können. Sie hätten auch zu anderen Flughäfen verlegt werden können. Doch in der fraglichen Zeit in Mingalodon stationierte Augenzeugen berichteten von etlichen Kisten „von der Größe eines Doppeldeckerbusses“, die am Ende der Startbahn nahe des Wendeplatzes vergraben wurden. Die erhaltenen Nachweise in den Dokumenten sind bis jetzt nicht eindeutig.
Warum die Flugzeuge vergraben wurden (wenn sie es den tatsächlich wurden) ist ein Geheimnis. Davids Vermutungen zufolge wurden sie vergaben, um den Karen (Kayin) in Südburma, loyalen Verbündeten der Briten im Krieg, zu helfen, sollte eine kommunistisch geführte Regierung im nachkolonialen Burma die Macht übernehmen. Die KNU (Karen National Union) erhoben sich dann 1949, kurz nach der Unabhängigkeit Burmas gegen die Zentralregierung, wurden jedoch besiegt. Eine andere Theorie besagt, dass es sich schlicht um eine Aufräumaktion gehandelt hatte: Es gab zu viel Kriegsmaterial auf dem Flugfeld und nicht genügend Personal, um sich darum zu kümmern. Nach dem Ende des Krieges gab es keinen großen Bedarf mehr an Abfangjägern, schlicht und einfach weil es keinen Feind mehr gab, den man hätte abfangen müssen. Es gab jedoch noch immer eine Viertel Million Soldaten der Alliierten im Land, die nach Hause wollten. Und es gab tausende britische Kriegsgefangene und viele davon waren von den Japanern schwer misshandelt worden - wie zum Beispiel jene, die an der berüchtigten Burma-Eisenbahn gearbeitet hatten, und die in der Brücke über den Kwai ein Denkmal fanden. Man brauchte Dakota-Transporter, um Nahrung zu den hungernden Menschen und um die Jungs nach Hause zu bringen. Spitfires – ob in Kisten oder nicht – waren da nur im Weg.
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