Der Sommer in Rangun ist erdrückend heiß. Die Sonne brennt gnadenlos, und die Hitze „wälzt sich von der Erde wie der Atem eines Ofens“, so beschreibt es Orwell in Tage in Burma. Und wenn es regnet, werden die Straßen der Stadt zu einem Dampfbad. Sobald ihr aus dem Hotel tretet, beschlägt eure Brille sofort und euer T-Shirt klebt an eurem Rücken. Die beste Abkühlung findet man hoch oben auf dem Singaturra-Hügel, wo die Nachmittagsbrise Büßer und Pilger gleichermaßen erfrischt. Ich musste aus dem Hotel raus. Ich entschloss mich, den Hügel zu erklimmen, um nachdenken zu können. Ich stieg in ein ramponiertes Taxi, und fuhr spätnachmittags nach Shwedagon nachdem der Regen verschwunden und die Sonne zurückgekehrt war. Am Eingang zum Südtor (Mouk) zog ich meine Schuhe aus und stieg die endlosen Marmorstufen der Arkade zur Spitze des Hügels hinauf. Zwischen den gewaltigen roten und goldenen Säulen der Arkade befinden sich Verkaufsstände mit geschnitzten Buddha-Statuen, Kerzen, Räuchermitteln, Andachtsbüchern und Glücksbringern. Ich kaufte einige Blumen (als Opfergabe) und schritt in das grelle Sonnenlicht des Yin Byin – der riesigen Marmorplattform, auf der die Shwedagon-Pagode ruht. Die goldene, glockenförmige Stupa ragt zahllose Meter in den Himmel und stellt damit die vielen bunten Tempeln und Pagoden, die sie umgeben, in den Schatten. Ich setzte mich auf den polierten Holzfußboden eines Tempels nahe des Südeingangs, beobachtete die Mönche und Büßer, die langsam die Pagode umkreisten, und dachte über unsere Reise nach.
In den burmesischen Herzen nimmt Shwedagon einen besonderen Platz ein. Von hier aus begaben sich im September 2007 tausende Mönche auf die Straße und marschierten zum Haus der Oppositionsführerin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die dort unter Hausarrest gestellt worden war. Dies war die sogenannte Safran-Revolution. Die Militärjunta reagierte zunächst zögerlich, dann mit zunehmender Härte und verhaftete Pro-Demokratie-Demonstranten, sperrte Webseiten, überfiel Klöster und schoss schließlich auf Mönche – was zu weltweiten Ächtungen und verschärften Sanktionen führte. Die Geschichte ließ mich innehalten. Tat Wargaming das Richtige? Ist es für uns ethisch vertretbar, Geschäfte in Myanmar zu machen? Als hätte er meine Unruhe gespürt, setzte sich ein junger Mönch, barfuß und in rotes Safran gekleidet, neben mich. In wunderschön akzentuiertem Englisch fragte er mich, woher ich käme. Wir unterhielten uns schließlich stundenlang über das Leben in Myanmar, die buddhistische Weltanschauung (ich habe viel zu diesem Thema gelesen) und über „die Lady“ – so nennen die Burmesen Aung San Suu Kyi. Ich war überrascht über seine Offenheit in Bezug auf politische Themen. Ich vertraute ihm meine Bedenken bezüglich unseres Projekts an. Er sagte, wenn wir gute Absichten hätten und es für das burmesische Volk zuträglich wäre, könnten wir mit reinem Gewissen Geschäfte machen. Ich sagte ihm, dass wir nicht hier wären, um mit der Unternehmung Geld zu verdienen. Stattdessen würden wir jegliche Gewinne für die Unterstützung der historischen Konservierung spenden. Er hielt das für eine gute Idee, die uns viel Verdienst brächte. Seine ruhige Art erinnerte mich an das buddhistische Sprichwort „auf der Welt, und doch nicht von ihr zu sein“. Die letzten Sonnenstrahlen glitzerten von der Pagode und eine kühle Brise strömte durch den Tempel. Dort saßen wir eine Weile und hörten uns die Gesänge der Mönche an. Schließlich verabschiedete ich mich und bedankte mich bei ihm für seine Gesellschaft. Leider konnte ich seinen Namen nicht in Erfahrung bringen, aber es war ein denkwürdiger Nachmittag. Ich stieg wieder den Hügel hinunter, beruhigt über unser Bestreben.
![]() |
![]() |
Jahrzehntelang kämpfte Myanmar mit dem Erbe des Kolonialismus, der durch die japanische Invasion verursachten Zerstörung, und mit dem Bürgerkrieg und der Isolation, die in der Nachkriegszeit folgte. Viele Besucher sehen Myanmar als ein zeitlich stehengebliebenes Land. Aber die Dinge ändern sich. Wir befinden uns zu einer geschichtsträchtigen Zeit in Myanmar, denn das Land geht gerade von einer Militär- zu einer nominell bürgerlichen Regierung über. Politische Gefangene werden in die Freiheit entlassen und die Pressezensur wird aufgehoben. Als Folge der Wahlen im April 2012 entschlossen sich die Europäische Union, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten dazu, die über Myanmar verhängten Sanktionen aufzuheben. Aung Sang Suu Kyi lehnte die Aufhebung der Sanktionen anfangs ab, da Druck für weitere Reformen aufrechterhalten werden sollte – doch im September kündigte sie an, dass sie aufgehoben werden sollten. Für David und Wargaming stellten die Sanktionen ein großes Hindernis dar, da wir die Flugzeuge natürlich nicht hätten exportieren können, wenn das Land einem Handelsembargo unterläge. Jetzt, wo die „Lady“ Geschäften mit westlichen Unternehmen in Myanmar ihren Segen gegeben hatte – sofern diese ethisch vertretbar waren – war der Weg für uns frei, fortzufahren.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
<< Vorheriger Artikel | Nächster Artikel >> |
---|