Heute reisen wir aus Myanmar ab. Nach fünf Wochen Einreden auf die Regierung, sind wir nur noch niedergeschlagen, und unser Ziel scheint ferner als je zuvor. Ich starrte deprimiert aus den Fenstern des Flugsteigs an der Startbahn des internationalen Flughafens von Rangun. Ich konnte die genaue Stelle sehen, die wir für die Ausgrabungen vorgesehen hatten, knapp vierhundert Meter entfernt. So nah, und doch so fern! Ich versuchte mir vorzustellen, wie der Flugplatz vor siebzig Jahren ausgesehen haben musste, vor dem Bau der modernen Start- und Landebahn und des Terminals. Der Mingaladon-Flugplatz – wie er früher bezeichnet wurde – war für die Verteidigung Südburmas durch die RAF einer der wichtigsten Flugplätze gewesen. 1941 gab es drei überkreuzende Start- und Landebahnen, die ein riesiges Dreieck bildeten: Die ONO-WSW-Start- und Landebahn (1,2 km), die WNW-OSO-Start- und Landebahn (1,14 km) und die NNW-SSO-Start- und Landebahn (1,28 km). Diese gibt es schon lange nicht mehr, genau so wenig wie die Wendekreuze, Rollbahnen, Flugzeugstellflächen, Munitionslager, Kasernen und anderen militärischen Bauten. Zu den wenigen Erinnerungen an die alten Start- und Landebahnen gehören die 3 Meter langen Sandblechabschnitte (Marsden Matting), die man in Rangun sieht – meist sind sie in Zäunen verbaut. Marsden Matting (auch als grob gelochte Stahlplatten bekannt). Dabei handelt es sich um gelochte Stahlblechplatten mit Verzahnungen an den Längsseiten, damit sie mit benachbarten Abschnitten verbunden werden können. Mehr als 2 Millionen Tonnen dieses Materials wurde gefertigt und im Zweiten Weltkrieg von Militäringenieuren beispielsweise bei der RAF und den US Seabees eingesetzt, um provisorische Start- und Landebahnen zu bauen.
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Der Mingaladon-Flugplatz beheimatete sowohl die RAF als auch die American Volunteer Group (AVG), die „amerikanische Freiwilligengruppe“, welche von Roosevelt im April 1941 ins Leben gerufen wurde, um es amerikanischen Militärpiloten zu ermöglichen, aus dem Dienst auszutreten und um China zu kämpfen. Laut Alan Warren, Autor von Burma 1942, konnten Mitglieder der AVG nach einjährigem Dienst ohne Dienstgradverlust wieder den US-Streitkräften beitreten. Die „Flying Tigers“, wie man sie bald nennen sollte, waren mit P-40 B Tomahawks ausgestattet, welche an der Nase mit Haizähnen sowie mit dem blauweißen Stern der chinesischen Nationalisten verziert waren. Die AVG war in Mingaladon und auf anderen Flugplätzen in Südburma sowie in chinesischen Stützpunkten stationiert. Die erste Staffel traf im September mit 16 Buffalo-Flugzeugen ein. Die 3. Staffel der AVG – die „Hell’s Angels“ – traf am 12. Dezember mit 18 Tomahawks in Mingaladon ein. Die Japaner erreichten den Ort zwischen dem 23. und 25. Dezember 1941. Eine Staffel doppelmotoriger Bomber griff den Flugplatz an, tötete 17 Mann, wobei auch die Operationszentrale, die Start- und Landebahn und viele Flugzeuge am Boden zerstört wurden. Amerikanische Buffalos und Tomahawks schossen fünf der 15 angreifenden Bomber ab. Eine zweite Welle von Bombern warf Bomben auf die Innenstadt Ranguns ab, zerstörte Gebäude und tötete mehr als 1000 Zivilisten. Dies war die Eröffnungssalve in einem brutalen Feldzug, der vier Jahre lang andauern sollte.
Die RAF und AVG, im Vergleich zur JAAF (der Luftwaffe der japanischen kaiserlichen Armee) in starker Unterzahl, sollten den Himmel über Südburma noch im Januar und Februar 1942 streitig machen, bis der schnelle Vormarsch der japanischen Bodenkräfte die Alliierten dazu zwang, sich Anfang März aus Rangun und vom Mingaladon-Flugplatz zurückzuziehen. Die verbleibenden alliierten Flugzeuge der RAF und AVG wurden auf den Magwe-Flugplatz 480 km im Norden verlegt. Die Japaner eroberten rasch die Flugplätze Mingaladon, Moulemain und Pegu und hatten kurze Zeit später eine aus 270 Flugzeugen bestehende Front aufgestellt. Der Magwe-Flugplatz blieb nicht lange in britischen Händen. Warren zufolge, wurde der Flugplatz durch schwere japanische Angriffe am 22. März – mit 85 Flugzeugen am Morgen und 94 Flugzeugen am Nachmittag – irreparabel beschädigt, was die verbleibenden flugtauglichen Jagdflugzeuge und Bomber dazu zwang, sich auf Stützpunkte in Nordburma oder Akyab zurückzuziehen. Die Japaner hatten die Luftherrschaft in Burma errungen, einen Vorteil, den sie noch weit bis in das Jahr 1944 hinein beibehalten sollten. Der Mingaladon-Flugplatz blieb vier lange Jahre in japanischen Händen.
Unsere Wartezeit sollte nicht so lang ausfallen. Doch der August und September gingen vorüber, während wir auf Nachricht aus Naypyidaw bezüglich des Schicksals unseres Angebots warteten. David kehrte noch im August für drei Wochen nach Myanmar zurück, um sich mit unseren burmesischen Geschäftspartnern und verschiedenen Regierungsbeamten zu treffen. Während wir warteten, entschloss sich das Wargaming-Team dazu, auf das erfolgreiche Voranschreiten des Projekts zu wetten, und stellte das Geld für Archivrecherchen und den Dreh von Interviews in London und Leeds für die Dokumentation zur Verfügung, da diese Interviews vor Beginn der Ausgrabungen im „Kasten“ sein mussten. Wir planten die Dreharbeiten in Großbritannien vom 29. September bis zum 5. Oktober ein.
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