Wargaming sponsert eine Expedition zur Bergung von 20 Spitfires, von denen angenommen wird, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Myanmar (Birma) vergraben wurden. Im ersten Blog-Artikel der Reihe erläutern wir, wie es zu unserer Teilnahme in diesem einzigartigen Projekt kam.
Mein Name ist Tracy Spaight. Ich bin Leiter der Abteilung für spezielle Projekte bei Wargaming. Ich bin seit Januar 2012 für Wargaming tätig, mit der Aufgabe - wie es unser CEO Victor Kislyi auf den Punkt brachte - „cooles Zeug zu tun“. Ich bin ausgebildeter Historiker. Daher beschloss ich, mich auf historische Erhaltung, die Restaurierung von Fahrzeugen aus dem 2. Weltkrieg und auf Bildungsprojekte mit Museen des 2. Weltkriegs zu konzentrieren. Im Frühjahr gründete ich eine Partnerschaft mit dem Pacific Battleship Center, jener gemeinnützigen Gruppe, die das 270 Meter lange Schlachtschiff USS Iowa restaurierte, das kürzlich zum Pier 87 in Los Angeles verlegt wurde. Mein Panzerkommandant-Kollege Nicholas (Chieftain), der hier über das Schiff schrieb, stellte den Kontakt zum Direktor her. Wargaming - in Zusammenarbeit mit Vertex Productions und Babich Design - produzierte einen dreiminütigen, computergenerierten Film über die USS Iowa, der nun im Museumskino gespielt wird. Wir sind gerade dabei, einen 93 m² großen Game-Room an Bord des Schiffs einzurichten, sowie ein Custom-Game-Szenario in World of Warplanes zu kreieren. Museumsbesucher können Corsairs und Hellcats zur Verteidigung der USS Iowa vor japanischen Flugzeugen fliegen. Erfahrt mehr über unsere Arbeit mit der USS Iowa.
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Nach dem Schlachtschiff-Projekt war ich etwas ratlos, was ich mir als nächstes aufs Programm setzen sollte. Wie überbietet man denn ein 45.000 Tonnen schweres Schlachtschiff aus dem 2. Weltkrieg? Dann stolperte ich über die Spitfire-Geschichte. Ich bin alles andere als ein Experte in Sachen Spitfires. Alles, was ich tatsächlich über sie wusste, hatte ich vom dem Plastikmodell einer Spitfire Mark 1 gelernt, das ich im Alter von 12 Jahren sorgfältig zusammengebaut und bemalt hatte. Ich hatte außerdem einen P-51 Mustang- und einen BF 109-Jäger gebastelt. Die drei Flugzeuge hingen an einer Angelschnur befestigt von meiner Kinderzimmerdecke, verwickelt in einem unwahrscheinlichen Luftkampf, wobei der deutsche Jäger das Schlimmste abbekam. In den darauffolgenden Monaten eignete ich mir ein sehr großes Wissen über Spitfires an, von ihrem Entwurf und ihrer Produktion, über die Art und Weise, wie sie im Feld transportiert und zusammengebaut wurden, bis hin zu ihrem Betrieb und ihrem Einsatz auf verschiedenen Schlachtfeldern. Dabei erfuhr ich auch einiges über das Bodenradar, die Konfliktarchäologie und die erbitterte Burma-Kampagne.
Mein erstes Treffen mit David Cundall fand am 15. Mai 2012 statt, in der Lobby des historischen Westin St. Francis Hotels in Union Square, San Francisco. Während des 2. Weltkriegs beherbergte das Hotel tausende Seeleute, Soldaten und Offiziere, die auf dem Weg zum pazifischen Kriegsschauplatz waren oder gerade von ihm zurückkehrten, einschließlich u. a. General Douglas MacArthur. Daher schien es mir der geeignete Ort für unser erstes Treffen zu sein. Ich erkannte David sofort anhand seines Fotos in der Zeitung. Er ragte mit seinen 1,93 m aus der Menge heraus, mit breiten Schultern und wettergegerbtem Gesicht. Er ist 62 Jahre alt, jedoch von der lebenslangen harten Arbeit auf seinem 300 Morgen großen Familiengut in Lincolnshire gestählt. David ist der Handwerkertyp, mit hochgekrempelten Ärmeln, bescheiden und bodenständig - der zufällig eine Leidenschaft für die Luftfahrt und das Ausgraben von verlorengegangenen Flugzeugen aus dem 2. Weltkrieg entwickelte.
David wuchs mit Geschichten über den 2. Weltkrieg von seinem Vater auf, der 1940 in Dünkirchen verwundet wurde und später in der British Home Guard dienen sollte. Als Junge entwickelte David eine lebenslange Faszination für die Spitfire. Er musste früh von der Schule abgehen, um auf der Farm auszuhelfen. Er träumte jedoch davon, wie die Flieger im 2. Weltkrieg, die er so bewunderte, fliegen zu können. David erwarb seine Segelfluglizenz im Alter von 16 und eine Lizenz zum Führen von motorisierten Flugzeugen mit 17 Jahren und flog - ohne Wissen seiner Mutter - wann immer er die Gelegenheit dazu bekam.
David kam recht zufällig zum Bergen abgestürzter, historischer Flugzeuge, als er die Geschichte über eine Spitfire erfuhr, die 1942 in Lincolnshire, unweit von seiner Farm, abgestürzt war. Sein Interesse war geweckt, und er machte er den Farmer ausfindig, der den Absturz als junger Bursche - während eines Fußballspiels mit seinen Freunden - gesehen hatte. Der Farmer führte ihn zu jener Stelle, wo Davids Metalldetektor ausschlug. Eine Woche später hatte David einen JCB-Bagger vor Ort. Er fand das Ruder in 60 cm und den Motorblock in 2,50 m Tiefe. Und hatte Blut geleckt. Bei dem Flugzeug handelte es sich um eine Spitfire Mark 2B, die - wie David später herausfinden sollte - von einem Amerikaner namens Samuel Fisk Wheeldon geflogen wurde. Während eines Übungsflugs kollidierte Wheeldons Flugzeug mit dem Flugzeug seines Geschwaderkameraden William Arrand. Beide Jäger stürzten ab. Wheeldon gelang es, auszusteigen, sein Fallschirm öffnete sich jedoch nicht. Arrand schaffte es zurück auf den Boden, fiel jedoch im späteren Kriegsverlauf, abgeschossen auf einem Patrouillenflug über Frankreich. David fand und barg die Überreste von Arrands Flugzeug in einigen Kilometern Entfernung.
Archiv-Bild: David kniet vor einem Propeller |
Archiv-Bild: David Cundall |
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Archiv-Bild: David entfernt Schmutz von einem gefundenen Teil |
Archiv-Bild: Ein gefundener Propeller |
Er machte in den 1970er und 1980er Jahren die Überreste vieler anderer Flugzeuge aus dem 2. Weltkrieg ausfindig, einschließlich eines Lancaster-Bombers, der 1944 in Lincolnshire abgestürzt war. Dieser befand sich auf dem Rückflug von einem Angriff auf Deutschland, schwer beschädigt und in Flammen. Die Besatzung sah sich gezwungen, notzulanden, bevor sie das Flugfeld erreichen konnten. David und sein Freund Dave Pantry (ein weiterer Farmer aus Lincolnshire) fanden das Flugzeug bei Owston Ferry. Laut Zeugenaussagen tauchte das Flugzeug mit der Nase voraus ab und grub sich in den Boden. Der Rumpf zerbarst beim Aufprall und die vier Triebwerke gruben sich 3 Meter tief in die Erde. David gelang es, die Triebwerke und einige weitere Bauteile zu bergen. Es sollten weitere Ausgrabungen folgen. 1990 fand er im Tetney Marsh in Grinsby eine Hawker Hurricane. Der damalige Pilot besuchte die Ausgrabung und meinte, er hätte seine Brieftasche im Cockpit vergessen. David fischte eine schlammige Brieftasche heraus, die zwei Briefe enthielt - einen von der Ehefrau des Mannes und einen von seiner Freundin! Schließlich fand David 1992 eine Spitfire Mark V bei Goole in Yorkshire. Der Aufprall war so gewaltig, dass das Flugzeug sich 6 Meter in die feuchte Tonerde grub. Dabei wurden die Tragflächen und das Ruder abgerissen und das Propellerblatt zu einer verdrehten Bretzel verformt. Bei jedem Fund spendete David die geborgenen Artefakte an Museen und historische Luftfahrtvereine.
Seitdem er 1996 zum ersten Mal von den Spitfires in Burma erfahren hatte (eine Geschichte für einen späteren Beitrag), sah sich David mit einem Auftrag. Er reiste seit 1998 16 Mal nach Myanmar, schrieb Hunderte Briefe an Veteranen der Burma-Kampagne und machte Augenzeugen ausfindig, die während des Krieges auf dem Flugfeld von Mingaladon stationiert waren, und befragte sie. Er gab zwei geophysikalische Gutachten in Auftrag und gab einen Großteil seines eigenen Geldes für die Verfolgung eines Traums aus: Das Auffinden und Bergen der intakten Spitfires. Die Briten haben eine lange Tradition enthusiastischer Amateure, Abenteurer und Erkunder, von Ernst Shackletons vom Unglück verfolgten Abenteuer bei der Durchquerung der Antarktis zwischen 1914 und 1917, bei der die Endurance eingeschlossen und später von Eisschollen zerquetscht wurde, bis hin zu Howard Carters langer und erfolgreicher Suche nach der Grabkammer von Tutanchamun - die er schließlich 1922 entdeckte. David besitzt die gleiche leidenschaftliche Verbissenheit und den gleichen besessenen, gezielten Blick. Er erlitt viele Rückschläge - fehlgeschlagene Ausgrabungen, erschöpfte Geldmittel, der Arrest der burmesischen Premierministerin, die ihn den frühen 00er Jahren unterstützt hatte, hohe Zahlungsaufforderungen von seinen Agenten, und an einem besonderen Tiefpunkt seines Abenteuers eine auf seinen Kopf gerichtete AK-47.
Im Laufe der kommenden Monate sollte ich - mit David - hunderte Stunden auf Reisen nach und von Myanmar, bei Treffen mit Regierungsbeamten, bei Verhandlungen mit unseren burmesischen Geschäftspartnern, und mit der Findung von Beweismitteln verbringen. Jeder von uns bei Wargaming würde in diese Geschichte verwickelt. Was geschah vor 70 Jahren im Rahmen dessen, was zum „vergessenen Krieg“ wurde? Was werden wir finden - falls überhaupt - wenn wir mit den Ausgrabungen beginnen? Werden wir die Flugzeuge finden, und wenn ja, in welchem Zustand? Was folgt, ist ein Rennen zwischen verbissenen Rivalen, ein in Militärarchiven vergrabenes Geheimnis, und ein Abenteuer auf der Suche nach einem verlorenen Schatz im Dschungel.
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