30. Januar 2013
Die vergangene Woche war voller Verzögerungen und Herausforderungen, die mehrere Ursachen hatten: In der birmanischen Presse hieß es, wir hätten zu nahe an der Start- und Landebahn gegraben, was gar nicht der Fall war. Hinzu kamen Sicherheitsbedenken von Regierungsbeamten, Genehmigungs- und Zugangsprobleme am Flughafen und schließlich ein Verbot, unsere schwere Ausrüstung tagsüber zu verwenden.
Glücklicherweise konnten wir alle diese Probleme mithilfe unserer birmanischen Partner Shwe Taung Por, ihren stets hilfsbereiten Arbeitskräften, die vor Ort von General Manager U Pe Win koordiniert wurden, und unserem unermüdlichen Übersetzer und Korrektor Daw Tin Ma Latt überwinden. Dies mussten wir jedoch unter dem gleißenden Licht nicht nur der aus Noel Cowards Beschreibung von „Mad Dogs and Englishmen“ bekannten Mittagssonne, sondern auch der Scheinwerfer der Presse vollbringen.
Die britische Presse, die nicht viel Geduld für unsere Fortschritte hatte und auf eine Story über Triumph oder Tragödie brannte, erklärte übereilig unsere Niederlage, als keine Spitfire entdeckt werden konnte. Doch obwohl dies aus journalistischer Perspektive verständlich war, wurde damit missverstanden, worum es bei der Expedition zum internationalen Flughafen von Rangun wirklich ging. Wie der projektleitende Archäologe Andy Brockman während der Presseankündigung im Imperial War Museum im November 2012 erklärte, lag der Schwerpunkt bei dieser Expedition – für uns – nicht auf der Bergung von Flugzeugen. Natürlich wäre das Team erfreut gewesen, wenn Spitfires oder selbst Teile von Spitfires oder anderen Flugzeugen gefunden worden wären – auf einem Flugplatz, auf dem viele Arten britischer, amerikanischer und japanischer Flugzeuge gewartet wurden, wäre dies durchaus zu erwarten gewesen – und wir hätten diese entsprechend der fortschrittlichsten technischen Kenntnisse und unter Einhaltung der höchsten ethischen Standards geborgen. Doch das Ganze ähnelte eher einer Art CSI: Verschollene Spitfires – eine beweismittelbasierte, wissenschaftliche Studie dazu, wie die Legende der birmanischen Spitfires entstand und ob sie auf Tatsachen basiert. Um diese Aufgabe zu erfüllen war es notwendig, die eigentlichen Tatsachen bei Rangun und den physikalischen Kontext des angeblichen „Tatorts“ zu untersuchen.
In diesem Kontext war unser Team trotz der Herausforderungen und schwierigen Arbeitsbedingungen in der Lage, gute geophysikalische Arbeit, eine Untersuchung der Landschaft und gute Ausgrabungsarbeit abzuliefern. Dadurch konnten die umfangreichen Arbeiten an zeitgenössischen Dokumenten und Luftfotografien unterstützt werden - einschließlich einer Reihe von Schablonen, die dem Team zeigen konnten, welche Strukturen sich zum Zeitpunkt der Legendenentstehung tatsächlich in Rangun am Boden befanden und wie die Erweiterungsarbeiten am Flughafen zwischen 1945 und 1946 die Landschaft vor Ort veränderten.
Hier ein kleiner Vorgeschmack, der verdeutlicht, was das Team in den letzten zwei Wochen erreicht hat. Das Geophysik-Team wurde gebeten, den physikalischen Kontext der Ausgrabungsstelle zu verdeutlichen, damit wir die natürlichen und vom Menschen geschaffenen Strukturen ohne Beschädigung der Ausgrabungsstelle verstehen konnten. Dafür untersuchten Roger Clark, Adam Booth und Andy Merritt eine Fläche von über 52.000 Quadratmetern, oft bei brutaler Hitze. Dies taten sie mithilfe einer Reihe von Instrumenten (siehe Blog 27) und konnten so eine Karte der unterirdischen Merkmale des Flughafens von Rangun erstellen, welche es dem archäologischen Felddirektor Martin Brown ermöglichte, die Ausgrabung genauer einzuschränken und weniger ergiebige Bereiche auszuschließen.
Nachdem das Untersuchungsraster von 2004 erneut lokalisiert wurde, identifizierte das Team den Bereich um die alte „Prome Road“ als essenziell zur Klärung der verschiedenen Aktivitäten, die von den von David Cundall zitierten Zeugenaussagen beschrieben wurden. Förmlich als No. 1 Pyay Road bekannt, verlief die Straße bis 1946 über eine Rollbahn nordwestlich des Wartungs- und Verteilungsbereiches von RAF Mingalodon und dann um das westliche Ende der primären der drei am Flugplatz befindlichen Start- und Landebahnen. Im Frühling 1946 blickte Stanley Coombe an einem Punkt auf dieser Straße links aus dem Armee-Truck, in dem er sich befand, und sah große Holzkisten, die neben der alten Rollbahn aufgereiht waren. Diese sah er einen Tag später erneut für eine kurze Zeit, dieses Mal von der anderen Seite des Flugplatzes und von den Militärquartieren aus.
Die geophysischen Untersuchungen förderten interessante Anomalien an den untersuchten Stellen zu Tage, aber leider nichts, was auf vergrabene Kisten hinwies. Es war jedoch nötig, die Legende der am einstigen RAF Mingalodon vergrabenen Spitfires weiter auf die Probe zu stellen. Nachdem daher die Grabenstandorte mit David Cundall vereinbart wurden, verwendete das Team eine bewährte archäologische Methode, bei welcher der hochqualifizierte Baggerfahrer des Teams, Manny Machado, vier Gräben aushob, von denen der längste 40 Meter lang und etwa drei oder vier Meter tief war. Das Ausgrabungsteam säuberte und stellte die Gräben mithilfe von Handwerkzeug fertig und protokollierte den gesamten Vorgang mit Feldnotizen, maßstabsgetreuen Zeichnungen und Fotos.
Wie die archäologische Beurteilung vorhergesagt hatte, befanden sich alle archäologischen Funde in den oberen 2-3 Metern der Erde und bei etwa 3 Metern unter der Oberfläche stießen wir überall am Ausgrabungsort auf natürliche Geologie (graufarbenen Lehm), der bis zu 20.000 Jahre unangetastet gewesen sein dürfte. Natürlich konnten die Flugzeuge nicht darunter begraben sein.
Am Sonntag, dem 20. Januar, zwei Wochen nach unserer Ankunft, hatten wir an den von uns untersuchten Stellen keine Spitfires gefunden. Wir fanden jedoch einige interessante Artefakte und Gebäudereste aus dem Zweiten Weltkrieg – oder, wie es Feldarchäologe und Munitionsexperte Rod Scott beschrieb, „Wir haben den Krieg gefunden!“ Diese Funde werden in einem Bericht beschrieben werden, den wir diesen Frühling zu einem späteren Zeitpunkt in London offiziell präsentieren werden.
Es gibt einen weiteren Bereich von Interesse außerhalb der inneren Umzäunung bei Mingalodon, den der pensionierte Geologieprofessor U. Soe Thein – ein Mitglied der STP – und sein Team von Studenten in den nächsten Wochen untersuchen werden. Erst müssen sie jedoch eine Genehmigung bei der Regierung einholen, um Ausgrabungen an diesem Ort vornehmen zu dürfen. Währenddessen beenden auch unsere Teams aus dem Vereinigten Königreich und den USA ihre Arbeit und werden bald in das Vereinigte Königreich zurückkehren, wo Lehrarbeit und andere Projekte auf sie warten.
David wird nach Myitkyina reisen, um sich die Stelle anzusehen und die Kiste oder Holzoberfläche auszugraben, die das STP-Team im Dezember ausfindig machte. Es muss ein tiefer Graben von einer höheren Stelle aus gegraben, Entwässerungspumpen installiert und der örtliche Grundwasserspiegel abgepumpt werden, damit die Ausgrabungen begonnen werden können. Wir werden diese Entwicklungen in den kommenden Wochen verfolgen und zurückkehren, falls Flugzeuge gefunden werden sollten. Egal, ob Flugzeuge gefunden werden oder nicht, hoffen wir alle, schon bald in naher Zukunft wieder nach Myanmar/Birma zurückkehren zu können.
Diese Expedition ist eine noch nie dagewesene Zusammenarbeit zwischen einem internationalen Expertenteam und dem Volk Myanmars geworden, ermöglicht durch unsere Partner von STP und im Hintergrund unterstützt durch die Regierungen sowohl Myanmars als auch des Vereinigten Königreichs - etwas, was selbst vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre.
Mit der fortschreitenden Öffnung Myanmars gegenüber Tourismus und Geschäften mit ausländischen Partnern hoffen wir, dass unser kleiner Startschuss zukünftige Projekte inspiriert, welche die im Krieg und im Kampf um die Unabhängigkeit geschmiedeten Beziehungen zwischen unseren verschiedenen Völkern und Myanmar/Birma zu erforschen versuchen – und die wir nun in einem Zeitalter der geteilten Hoffnung gemeinsam erkunden können.
Damit ist auch die Hoffnung gemeint, dass eines Tages Familien von Veteranen, Militärhistoriker und andere Interessenten die Konfliktorte des vergessenen birmanischen Kriegs auf dieselbe Art und Weise und in gleicher Zahl besuchen wie die Konfliktorte in Nordfrankreich und Belgien, und dass sie dabei betrachten, bewundern und gedenken - genau, wie wir es beim Commonwealth-Kriegsfriedhof in Taukkyan taten.
Unser Team glaubt, dass das wahre Andenken an diesen vergessenen Krieg viel wichtiger ist als auch nur ein einziges Artefakt daraus – egal, wie symbolträchtig oder wertvoll es sein mag – denn es ist dieses Andenken, das Menschen aus aller Welt in einer der schönsten und lebendigsten Nationen Südostasiens zusammenbringt.
Um es mit den Worten eines der bewegendsten literarischen Werke zu sagen, das uns der Zweite Weltkrieg in Birma beschert hat, das „Kohima-Gebet“:
„Für euer Morgen gaben wir unser Heute“.
Es liegt nun an uns allen, zusammenzuarbeiten, um dieses Heute so schön wie möglich zu machen.
Andy Brockman und Tracy Spaight
<< Vorheriger Artikel |
---|