Hallo! Mein Name ist Dr. Adam Booth. Ich bin Wissenschaftler für oberflächennahe Geophysik am Imperial College London, und werde die Wargaming-Expedition nach Myanmar als Teil des Geophysiker-Teams begleiten. Ich habe eine persönliche Verbindung zum Spitfire-Projekt, da der Konstrukteur der Spitfire – Reginald Mitchell – aus meiner Heimatstadt Stoke-on-Trent stammt. Aber als Wissenschaftler muss ich solche Faktoren ignorieren und hinsichtlich unseres Fundes komplett objektiv bleiben, bis wir eine Spitfire aus dem Boden ziehen.
Die Geophysik ist ein sehr breitgefächertes Gebiet. Mein Fachgebiet fällt unter den Sammelbegriff „Explorationsbasierte Geophysik“, das heißt, die Nutzung physikalischer Grundsätze, um ein vergrabenes Ziel zu erkennen und zu charakterisieren. Eine bekannte Anwendung dieser Verfahrensweise finden wir in der Erdgasindustrie, wo seismologische Grundsätze verwendet werden, um Ölreserven unter der Oberfläche zu erkennen und zu überwachen. Bei meiner eigenen Forschung verwende ich Seismologie bei Gletschern, um die Bewegung des Eisstroms zu verstehen. Wenn die arktische Kälte zu unerträglich wird, begebe ich mich in die Wüste, um an archäologischen Projekten zu arbeiten (z.B. hier und hier!), wo meine geophysikalischen Vermessungen eine wichtige Rolle bei der Verwaltung und Planung einer archäologischen Ausgrabung spielen. Genau diese Rolle übernehme ich auch bei der Untersuchung der Spitfires in Myanmar.
Die meisten meiner früheren archäologischen Gemeinschaftsarbeiten hatten mit stark antiquierten Zielen zu tun. Es war für mich also eine neuartige Herausforderung, mich mit Objekten zu beschäftigen, die angeblich in naher Vergangenheit vergraben wurden. David traf ich zum ersten Mal 2003, während ich gerade an der Universität von Leeds zwischen zwei Projekten stand. Er hatte sich von Dr. Roger Clark beraten lassen, einem Geophysiker aus Leeds (und zukünftiger Betreuer meiner Doktorarbeit und Kollege). Dabei ging es um die Nutzung der Geophysik, um vergrabene Flugzeuge und ihre Bestandteile zu finden – sowohl am angeblichen Vergrabungsort in Myanmar sowie an anderen Orten in Großbritannien.
Ein solcher Ort war RAF Colerne, ein Luftwaffenstützpunkt nahe Bristol, bei dem David eine Reihe vergrabener Spitfire-Motoren vermutete. David organisierte die Vermessung der vermuteten Grube durch ein Geophysiker-Team aus Leeds, darunter Roger und mir selbst. An jenem Ort war die Geophysik mit ihrem Latein am Ende: Es gab keine eindeutigen Beweise für die Grube, und wir konnten keine sichere Ausgrabungsstelle empfehlen. Und dann klingelte Anfang 2004 mein Telefon.
Ich war recht überrascht, als mich David darum bat, mit ihm nach Myanmar zu reisen. Ich musste mehrmals sichergehen, dass er „Burma“ meinte und nicht „Birmingham“! Das Ziel: Dutzende vergrabener Spitfire-Flugzeuge, in ihren Frachtkisten. Trotz unterstützender Augenzeugenberichte hatte die Regierung Myanmars David wissen lassen, dass er eindeutigere Beweise bräuchte, um jemals eine Ausgrabungsgenehmigung zu erhalten. Die Geophysik war das mächtige Werkzeug, um genau diese Beweise zu erhalten. Somit fand ich mich sechs Monate später in einem Sumpf neben der Start- und Landebahn des Mingaladon-Flughafens wieder, wo ich versuchte, inmitten eines Monsuns trocken zu bleiben und Schlangen aus dem Weg zu gehen, während ich eine elektromagnetische Vermessung durchführte, um die vergrabenen Spitfires zu entdecken!
Die elektromagnetische Vermessung ermöglicht eine Messung der elektrischen Leitfähigkeit des Untergrunds. Für einen Konflikthistoriker stellt eine vergrabene Spitfire womöglich eine umfassende Quelle an archäologischen Befunden dar, während ein Veteran in ihr vielleicht stolz das Symbol einer gut ausgeführten Arbeit sieht. Für den Explorationsgeophysiker ist sie allerdings etwas weitaus Banaleres: Ein Haufen metallischer Bestandteile, die irgendwo im Boden vergraben sind! Es sind jedoch die Eigenschaften von Metallen, die ich mir bei der EM-Vermessung zunutze mache. Einfach gesagt leiten Metalle Elektrizität, die Erde tut dies nicht. Wenn die EM-Ausrüstung eine Fläche konsistent erhöhter elektrischer Leitfähigkeit feststellt, kann ich die Aussage treffen, dass es sich hierbei vermutlich um die Stelle des vergrabenen Zielobjekts handelt.
Untenstehend ein Teil der EM-Daten, die ich 2004 mithilfe eines Geonics EM-34-Instruments erhob. Ihr seht diese Daten in der „Kartenansicht“ – das Vermessungsraster ist 190 x 100 m groß, und die farbliche Abstufung steht für die festgestellte elektrische Leitfähigkeit. Zur Orientierung: Die Start- und Landebahn des Mingaladon-Flughafens verläuft parallel zur unteren Kante des Rasters (tatsächlich verläuft sie entlang der „0 m“ auf der Y-Achse!“) Die höchste elektrische Leitfähigkeit wird durch rote Farben dargestellt. Man kann einfach erkennen, dass es zwei getrennte interessante Bereiche gibt.
Die Karte sagt uns nicht, ob wir hier tatsächlich Spitfires sehen. Sie zeigt jedoch, dass irgendetwas, das elektrisch leitfähig ist, dort im Boden an zwei Stellen am Vermessungsort vergraben ist. Die Reaktionswerte sind hoch genug, um auf Metall hinweisen zu können. Ein Krieg hinterlässt jedoch viele metallische Trümmer. Wir können somit nicht voreilig zum Schluss kommen, dass hier Spitfires begraben sind. Es ist jedoch sehr interessant, dass die Stelle der linken Anomalie genau jener Grabungsstelle gleicht, die von David Cundalls Zeugen identifiziert wurde.
Nichtsdestotrotz reichte die geophysikalische Beweislage der Regierung Myanmars aus, um am letzten Tag der Vermessung von 2004 die Genehmigung einer Probeausgrabung auszustellen. Nach einer letzten Formalität – einem buddhistischen Segen, um jegliche womöglich gestörten bösen Geister zu vertreiben! – traf ein Baggeram Ausgrabungsort ein, woraufhin die Ausgrabung begann. Das Loch wuchs und wuchs, bis in einer Tiefe von 5 m schließlich eine Holzplanke zum Vorschein kam. Eine einzelne Planke, oder die Oberseite einer Frachtkiste ...? Leider unterbrach die Regierung genau zu diesem Zeitpunkt die Ausgrabung, und wir mussten gehen. So nah und doch so fern – das Loch wurde wieder zugeschüttet, das Geheimnis von Mingaladon sollte noch weitere neun Jahre ungelüftet bleiben.
<< Vorheriger Artikel | Nächster Artikel >> |
---|