Mein Name ist Andy Brockman und ich bin der leitende Archäologe des Burma-Spitfires-Projekts. Das Archäologie-Feldteam stellt die Neulinge auf diesem Gebiet. David Cundall verfolgt seinen Traum nun schon seit bereits 15 Jahren. Wir kamen erst im Herbst 2012 hinzu. Damals wurde deutlich, dass weitaus mehr Belege für die Ereignisse bei Mingaladon während des Zweiten Weltkriegs vorlagen, als sich David Cundall bis jetzt jemals hätte vorstellen können. Offensichtlich mussten wir Davids Belege und die Geophysik im Licht von allem interpretieren, das nach unserem Wissen auf dem Flugfeld stattgefunden hatte. Ziel war es, die geplante Ausgrabung im Rahmen des Budgets und des Zeitplans, unter der kleinstmöglichen Beeinträchtigung des Flughafenbetriebs und mit der größtmöglichen Chance, das zu finden, was wir zu finden hofften, abzuschließen. Dabei wollten wir die Archäologie von 1945/1946 von dem Rest der Geschichte des Flugfelds und von dem modernen Flughafenbetrieb trennen.
Glücklicherweise wird diese Herangehensweise an jedem Arbeitstag auf Ausgrabungsstätten in ganz Großbritannien und den USA verfolgt. Als ich demnach im Spätsommer 2012 von Wargaming und Room 608 Productions angesprochen, und mir die Einsicht zur Bewertung der Belege gewährt wurde, erkannten wir schnell, was wir unternehmen mussten, und welche Ressourcen benötigt würden. Viele Skype-Meetings und -Gespräche und weitaus mehr Stunden in Archiven und bei der Untersuchung von Bildern des Ortes auf dem Computer waren notwendig. Und nicht zuletzt kamen noch wichtige Verbindungstreffen hinzu, um sicherzustellen, dass die richtigen schweren Geräte und Sicherheitsausrüstungen vorhanden waren. Erst danach waren wir bereit, nach Rangun zu reisen und den Prozess zu verfolgen, der aus all den Hypothesen und Spekulationen greifbare Fakten machen würde.
Ich gelangte zufällig zur modernen Konfliktarchäologie. 2005 untersuchte ich einen Bauernhof in Südost-London und fand einige ungewöhnliche Formen auf einer Luftbildaufnahme, die im Herbst 1944 gemacht wurde. Wenn wir uns Luftbildaufnahmen von Standorten in Großbritannien anschauen, versuchen wir gewöhnlich, die Hinweise in der Landschaft zu identifizieren, die ca. 10.000 Jahre der Archäologie umfassen können. Doch es wurde bald klar, dass ich auf Überreste aus den Kriegsjahren gestoßen war. Die ungewöhnlichen Formen gehörten ursprünglich dem Standort der Flugabwehr-Raketenbatterie Nr. 7Z der Royal Artillery. Nr. 7Z war nur einer von 52 solcher Standorte in ganz Großbritannien und war Teil des bahnbrechenden Versuches, Raketen für den Abschuss von Flugzeugen einzusetzen.
Während wir unsere Nachforschungen in den Archiven fortsetzten und zur gleichen Zeit ein archäologisches Geophysikprogramm vor Ort verfolgten, beförderten wir immer mehr Nachweise ans Licht. Es gelang uns schließlich mit einem Appell in den lokalen Medien einige Veteranen ausfindig zu machen, die an diesem Standort gedient hatten. Diese Männer, nun allesamt Spätachtziger, gewährten uns einen Blick in ihre Erinnerungen an die Zeit, in der sie als Jugendliche freiwillig in der lokalen Heimatgarde dienten, welche das Gros der Besatzung vor Ort stellte. Mit ihren Geschichten über die Mannschaften an den Raketenabschussrampen, wie sie ihre Waffen luden und abfeuerten und wie sie einst bei einem aus mehreren Tagen altem, gedünstetem Fisch bestehenden Frühstück beinahe meuterten, füllten sie die schwarzen und weißen Flächen auf den Luftbildaufnahmen und Dokumenten mit Leben.
Durch dieses Projekt lernte ich eine Menge. In erster Linie, dass die moderne Konfliktarchäologie tatsächlich disziplinübergreifend sein muss, und alle verfügbaren Belege, einschließlich Dokumente, statt nur der Bodenarchäologie zu nutzen hat. Ich lernte außerdem, so rigoros wie ein Journalist auf der Jagd nach einer Story, Fakten und Quellen nachzugehen, und warum dies so wichtig ist. Vor allem jedoch zeigte es mir, wie wichtig es ist, nicht jeden Aspekt der Geschichte als erwiesen zu betrachten, auch nicht die Worte eines vermeintlichen Augenzeugen.
Das Projekt lehrte mich außerdem, wie wichtig es ist, eine solche Arbeit auf der Gemeinde zu begründen, die dahinter steht. Nicht nur die Veteranen und ihre Familien, die die Erinnerung bewahren und weitergeben, Artefakte aus und die Volkskunde über einen bestimmten Konflikt, sondern auch die moderne Bevölkerung, die verschiedene Teile dieser Geschichte als Teil ihrer eigenen Geschichte und Kultur besitzen.
In Hinsicht auf diese neue Untersuchung sind wir erfreut, zwei der erfahrensten Konfliktarchäologen Großbritanniens in unserem Team zu haben.
Martin Brown begleitet das Team als leitender Feldarchäologe. Martin ist derzeit als Hauptarchäologe bei WYG tätig, einem internationalen Planungs-, Infrastruktur- und Umweltberatungsunternehmen und langjähriges Mitglied des Fachverbands der Archäologen in Großbritannien, dem Institute for Archaeologists. Martin war bis vor Kurzem Mitglied des Historic Environment Team der Defence Infrastructure Organisation [DIO] Großbritanniens. Die DIO ist der Zweig des Verteidigungsministeriums, der für die vielen historischen Gebäude und archäologischen Stätten im Verteidigungsbereich verantwortlich ist und die von allen möglichen Umständen wie Straßenerweiterungen oder Manövern aller Waffengattungen, und die in jedem Fall archäologisch untersucht und konserviert werden müssen. Martin war außerdem als Co-Direktor des Plugstreet-Projekts in Belgien tätig, bei dem die Ereignisse rund um die zentrale Schlacht von Messines im Jahre 1917 untersucht wurden.
2010 arbeitete das Plugstreet-Team mit den belgischen Behörden, der Kriegsgräberkommission des Commonwealths und der australischen Regierung zusammen, um die Identität der sterblichen Überreste von Private Alan Mather der Australian Imperial Force zu bestätigen. Er war in der Schlacht von Messines getötet worden, und seine sterblichen Überreste waren auf dem Schlachtfeld geblieben, bis das Plugstreet-Team sie fand. Die Identifizierung wurde mit allen Techniken der modernen Forensik einschließlich einem DNA-Profiling durchgeführt, und führte zur Beisetzung von Pvt. Mather mit allen militärischen Ehren und in Anwesenheit von Familienmitgliedern aus Australien, die lange nach seinem Tod so fern von der Heimat geboren wurden und in deren Familiengeschichte dieser lang verlorene Soldat noch immer lebendig war.
Die Bergung und Identifizierung von Pvt. Mather zeigte erneut nicht nur den Wert eines angewandten wissenschaftlich-archäologischen Ansatzes der Kriegsarchäologie, sondern auch, dass unser Einsatz für jene Archäologie eine gewisse Verantwortung birgt. Dabei gilt dies sowohl gegenüber den Menschen, die an den von uns untersuchten Konflikten teilnahmen, ungeachtet der Seite auf der sie kämpften, als auch gegenüber den Nachkommen, für die eine gemeinsame, wenn auch weit entfernte Vergangenheit durch diese Archäologie zu einer deutlichen, manchmal persönlichen und sogar schmerzhaften Entlastung wird.
Dieser Sinn für die Verantwortung und die Möglichkeiten, die moderne Archäologie bietet, wurden von Martins Arbeit für das moderne Militär nur verstärkt. Insbesondere durch seine Teilnahme an „Operation Nightingale“, einer preisgekrönten Initiative der British Army und der DIO, bei der mithilfe von Archäologie die Rehabilitation von Soldaten und Soldatinnen unterstützt wird, die unter geistigen oder körperlichen Verletzungen leiden. Zu dieser Initiative gehörten Veteranen, einschließlich Mitgliedern der in Afghanistan verletzten Rifles, die Ausgrabung einer Ritualstätte aus der Bronzezeit, eines Friedhofs für Sachsenkrieger in der Salisbury Plain und eines Stirling-Bombers auf den South Downs von Sussex.
Rod Scott rundet unser Team als Feldarchäologe und Militär- und Munitionsfundspezialist ab. Rod ist ebenfalls Mitglied des Plugstreet-Projekts. Er ist Veteran von archäologischen Stätten aus vielen Zeitaltern, leitete Ausgrabungsstätten für den archäologischen Dienst des Staates Flandern an der Westfront in Belgien, und kürzlich die Ausgrabung eines mittelalterlichen Klosterfriedhofs im nordspanischen Baskenland, wo er mit einem internationalen Team aus Ausgrabungsstudenten arbeitete.
Rod ist ein qualifizierter Archäologe und steht in der langen und bedeutenden Tradition von Archäologen, die in der British Army gedient haben. Zu dieser Tradition gehören Pioniere der Archäologie wie Lt. General Pitt Rivers, Colonel T. E. Lawrence [von Arabien], dessen erste Reise in den Mittleren Osten dem Studium der Burgen der Kreuzfahrer diente. Der vielleicht berühmteste von allen unter ihnen war Sir Mortimer Wheeler, Ausgräber von Maiden Castle, Gründer sowohl des Pakistan Archaeology Service als auch des Institute of Archaeology am University College London, und Pionier der TV-Archäologie, der sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg für die Royal Artillery diente und den Dienstgrad eines Brigadegenerals erlangte. Bis zu seiner Pensionierung im Herbst 2012 diente Rod im Royal Logistics Corps als Munitionstechniker und Sprengmittelräumexperte und war an den meisten Brennpunkten der letzten 30 Jahre im Einsatz. Rod ist ein Experte bei der Identifizierung von Funden die mit Waffen und Munition in Zusammenhang stehen.
Wir sind alle drei begeistert, an diesem Projekt mitzuwirken und mit der Dokumentations-Crew zusammenarbeiten zu dürfen. Wir alle möchten unsere Arbeit mithilfe aller zu Verfügung stehenden Mittel der Öffentlichkeit mitteilen. Wir sind Veteranen der TV-Archäologie, die zum ersten Mal an einer Folge von Channel 4s „Time Team“ im Jahre 2007 mitwirkten, wo wir uns der Konfliktarchäologie auf Shooters Hill in Südost-London widmeten. Martin und Rod hatten auch Auftritte in vielen anderen Folgen von „Time Team“ und der Serien zur Archäologie des Ersten Weltkriegs „Trench Detectives“ und „Finding the Fallen“.
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